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Chalumeau Frühes Holzblasinstrument mit einfachem Rohrblatt

Optisch ähnelt es der Klarinette, der Name klingt ähnlich wie "Schalmei"… und der Klang hat etwas sehr Weiches, Liebliches. Kein Wunder, dass für das Chalumeau gerne idyllische Melodien komponiert wurden.

Bildquelle: © Metropolitan Museum of Art

Das französische Wort Chalumeau geht auf das altgriechische kalamos zurück, was Halm oder Rohr bedeutet. Mit dem deutschen, ähnlich klingenden Wort Schalmei hat das Chalumeau nicht viel gemein, so Dr. Frank Bär, Leiter der Musikinstrumentensammlung des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg:

"Die Unterschiede zwischen Chalumeau, obwohl es beide Rohrblattinstrument sind, sind gewaltig; sowohl in der Bauweise als auch im Klang. Das Chalumeau hat ein einfaches aufschlagendes Rohrblatt und eine relativ enge zylindrische Bohrung und keinen Schallbecher. Die Schalmei hat ein Doppelrohrblatt, also zwei gegeneinanderschlagende Schilfzungen und eine weite, konische Bohrung mit einem großen Schalltrichter. Das Chalumeau klingt eben still und intim. Die Schalmei ist ein Freiluftinstrument, das kräftig und durchdringend klingt."

VORLÄUFER DER KLARINETTE

Doch woher kommt nun dieses sympathische Blasinstrument, das im frühen 18. Jahrhundert in der Kunstmusik auftaucht, bevorzugt für ländlich-idyllische Stimmungen eingesetzt wurde und als Vorläufer der Klarinette gilt?

"Wer es nun erfunden und gebaut hat, das wissen wir leider nicht. Aber es gibt Jahrtausende alte Vorläufer: Roggenhalmklarinetten oder Schilfrohrklarinetten. Da wurde aus einem Roggenhalmen oder aus seinem Schilfrohr eine Zunge geschnitten, die dann vibriert, wenn man sie in den Mund steckt und reinbläst und dann Grifflöcher reingeschnitten. Bei diesen Instrumenten ist wichtig, dass die vibrierende Zunge, dieses einfache Rohrblatt, ein Teil des Instrumentenkorpus ist und das Chalumeau, das ist die kunstvolle Weiterentwicklung dieser Halmklarinette. Dadurch, dass das Korpus aus Holz gedrechselt ist und die Zunge extra aus Schilfrohr gemacht und aufgebunden wird auf den Schnabel." Frank Bär

BESONDERER KLANG

Die Empfindung der Klangfarbe eines Chalumeaus wandelte sich im Laufe des 18. Jahrhunderts von eher abfällig…

"Chalumeau ist ein kurz blasend Instrument, gibt einen Klang von sich, als wenn ein Mensch durch die Zähne singet." Johann Gottfried Walther, 1708

…bis hin zu unverhohlener Bewunderung eines Christian Friedrich Daniel Schubart:

"Der Ton desselben hat so viel Interessantes Eigentümliches, unendlich Angenehmes, dass die ganze Skala der Tonkunst eine merkliche Lücke hätte, wenn dieses Instrument verloren ginge."

NEUINTERPRETATION HEUTE: FOLK- UND MITTELALTERMUSIK

Doch genau das ist passiert, wenngleich es neben seiner Weiterentwicklung (der Klarinette) noch etwa 100 Jahre bestehen konnte. So musste das Chalumeau spätestens seit der Klassik das Feld räumen. Erst vor kurzem wurde das Chalumeau wiederentdeckt und erfreut sich wachsender Beliebtheit sowohl im Umfeld der historischen Aufführungspraxis als auch bei Folk- und Mittelaltergruppen, die es wegen seiner leichten Spielbarkeit und des charakteristischen Klanges schätzen.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 25. September 2011, 13.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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