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Courante Beliebter Tanz der Renaissance

Als 2. Satz ist die Courante fester Bestandteil der instrumentalen Suite, ein schnelles Stück im Dreiertakt. Getanzt kommt ihr Charakter noch stärker zur Geltung.

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Was der Wiener Walzer für das 19. Jahrhundert, war die Courante für das 16. und 17. Jahrhundert - ein hoch beliebter Gesellschaftstanz, der nicht nur in Adels- und Bürgerkreisen getanzt wurde. Von Frankreich und Italien ausgehend eroberte der Renaissancetanz schon bald ganz Europa. Die Paare tanzten die Courante schnell und mit einer genau festgelegten Abfolge von Sprüngen und Hüpfern, erklärt Marie-Claire Bär-Le Corre, die an der Hochschule für Musik in Nürnberg Historischen Tanz unterrichtet:

"Das ist ein Tanz, der ganz viel Raum einnimmt. Das ist ein Tanz, was hüpft und was couriert - courir heißt rennen, laufen. Und man merkt das ganz deutlich im Grundschritt der Courente. Das ist sehr angenehm zu machen, weil sich mehrere gleichzeitig in hoher Geschwindigkeit bewegen. Das ist super!" Marie-Claire Bär-Le Corre

ITALIEN ODER FRANKREICH?

Ob die französische Courante oder die italienische Corrente nun zuerst da war, ist ein Streit, der bis heute nicht entschieden ist. Die ältesten Beschreibungen des Tanzes finden sich jedenfalls in französischen Quellen. Wie populär dieser Tanz war, erkennt man schon an den zahlreichen Musiksammlungen, die ihn Anfang des 17. Jahrhunderts beinhalten. In Christian Roths "Couranten Lustgärtlein" befinden sich 74, in Michael Praetorius berühmter "Terpsichore" sogar 163 Couranten.

WANDLUNG DES CHARAKTERS

Auch in der Barockzeit war die Courante als Gesellschaftstanz noch hochgeschätzt, doch änderte sich ihr Charakter. Sie wurde ruhiger und gravitätischer und längst nicht mehr so sprudelnd:

"Die Barock-Courante wurde dann auch eher ein Tanz zu viert mit Figuren. Da ist dieser Barockgeist, mit der Beziehung zu den anderen, mit dem Raum, mit der Symmetrie, mit Verzierungen mit den Armen. Und auch vom Schritt her verläuft das in kleinen Wellen." Marie-Claire Bär-Le Corre

Möglicherweise hat der französische König Ludwig XIV. entscheidend zu dieser Entwicklung mitbeigetragen. Denn der alternde Sonnenkönig, der ein brillanter Tänzer war, konnte einfach nicht mehr so schnell.

TEIL DER SUITE

In dieser Zeit eroberte sich die Courante auch neben der Allemande ihren festen Platz in der barocken Instrumentalsuite. Francois Couperin in Frankreich, Arcangelo Corelli und Antonio Vivaldi in Italien und Johann Sebastian Bach in Deutschland schufen zahlreiche mustergültige Beispiele. Und auch wenn es ein weiter Weg ist von dem quirligen Renaissance-Tanz bis zur kunstvollen barocken Instrumentalform, tanzen lässt sich die Courante immer noch, weiß Marie-Claire Bär-Le Corre.

"Diese alten Tänze, die sich jetzt in der werdenden klassischen Suite befinden, haben noch den Kern des Tanzes. Aber sie verlieren natürlich im Laufe der Zeit den Charakter und die Impulse und die Akzente. Meistens kann man sie sehr wohl noch tanzen, aber wenn man sie tanzen möchte, muss man das Glück haben, das mit Livemusikern zu machen, die wieder neue Akzentuierungen darbieten." Marie-Claire Bär -Corre

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 17. März 2013, 13.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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