Beim Festival in Ambronay stimmt nicht nur die Qualität der Konzerte, sondern auch das Ambiente: fernab der Großstadthektik lauscht man den Klängen in einer wunderschönen Benediktiner-Abtei. Ein Erlebnis der Extraklasse!
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Stichwort | 09.02.2014
Festival d'ambronay
Ambronay, das ist ein Dörfchen von 2.000 Einwohnern, idyllisch am Rande des Jura nordöstlich von Lyon gelegen. Es gibt hier keinen Bahnhof, kein Hotel, nicht einmal einen Supermarkt. Und doch ist der Name Ambronay heute in ganz Europa bekannt - zumindest bei Fans der Alten Musik. Denn seit 1980 findet in den Gebäuden der ehemaligen Abbaye d'Ambronay alljährlich im Frühherbst eines der bedeutendsten Musikfestivals Frankreichs statt. 34 Jahre lang wurde es von Alain Brunet geleitet, der seinerzeit nach Ambronay kam, weil seine Frau aus dem Ort stammte:
"Ich sage immer im Scherz: Als ich meine Frau geheiratet habe, habe ich gleichzeitig die Abbaye geheiratet. Es gab damals den politischen Willen, dass man in dieser Abtei Konzerte machen sollte und dann haben wir einen Verein gegründet, um diese Konzerte zu organisieren. Schließlich fragte man mich: Können Sie nicht Präsident dieses Vereins werden? Naja, sagte ich, warum nicht?" Alain Brunet
Heute bietet dieses Festival um die 50 Veranstaltungen pro Jahr und lockt jeweils weit über 10.000 Besucher aus nah und fern an. Vor allem mit Barockmusik - aber auch andere Epochen kommen zunehmend zu Ehren; stets jedoch auf historischem Instrumentarium. Und oft interpretiert von den großen Namen der Alten Musik-Szene - wie Christophe Rousset, René Jacobs, Marc Minkowski oder Ton Koopman. Aber, betont Daniel Bizéray, Direktor des Festivals seit 2013:
"Natürlich brauchen wir für unser Publikum berühmte Künstler, wie William Christie, Jordi Savall und auch Philippe Jaroussky zum Beispiel. Die sind unsere Lokomotiven. Aber diese Lokomotiven brauchen auch kleine und junge Wagen für die Zukunft." Daniel Bizéray
STARS UND NACHWUCHSFÖRDERUNG
Die großen Namen ziehen also viel Publikum an, das sich dann auch die Nachwuchskünstler anhört. Und diese züchtet man sich in Ambronay auch selbst heran. Denn seit 2003 besteht hier ein Centre Culturel de Rencontre, ein musikalisches Begegnungszentrum, in das ganzjährig junge Musiker zu Residenzen eingeladen werden, um - Kost und Logis frei - in Ruhe auszuprobieren, zu proben oder CDs aufzunehmen. Und die Chance ist groß, dass sie dann auch im Festival spielen dürfen.
Dieses Gefühl, in Ambronay ein Stück weit zu Hause zu sein, überträgt sich auch auf die Festivalbesucher. Da täglich mehrere Konzerte stattfinden, kommt man hierher ja auch meist für den ganzen Tag oder ein ganzes Wochenende. Und da es im Dorf wenig Abwechslung gibt, hält man sich auf dem Abteigelände auf, speist im Festivalrestaurant oder picknickt auf Liegestühlen in der Wiese, während man mit dem Musiker im Nachbarliegestuhl plaudert. Und fühlt sich irgendwie als große Festivalfamilie.
"Wir wollten uns immer diesen sympathischen, freundschaftlichen Charakter der ersten Jahre erhalten. Das war eine Gruppe von Freunden, die dieses Festival aufbaute. Deshalb wollten wir wohl auch nie irgendwelche Dresscodes oder Verhaltensregeln für unser Festival, wie es sie anderswo gibt. Wir haben versucht, hier Einfachheit und Natürlichkeit zu bewahren." Alain Brunet
Und so erlebt man in Ambronay zwar jedes Jahr wieder französische Festivalkultur vom Feinsten - aber ganz entspannt.
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 9. Februar 2014, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK