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CD - Erste Cembalo-Liga Christophe Rousset spielt Claude Balbastre

Erst war er der Klavierlehrer von Marie-Antoinette, dann bejubelte er auf der Orgel der Kathedrale Notre-Dame die Französische Revolution. Claude Balbastre war eine schillernde Persönlichkeit. Dass er auch ein toller Komponist war, beweist nun Christophe Rousset.

Bildquelle: © Aparte

Der CD-Tipp zum Nachhören

Claude-Bénigne Balbastre: war das nicht dieser Kleinmeister aus der Zeit der Französischen Revolution? Dieser Wendehals, der erst der untertänigste Klavierlehrer von Marie-Antoinette war und dann, als die Köpfe rollten, auf der Orgel von Notre-Dame Revolutionshymnen rauf und runter spielte? Ein virtuoser Blender, zu dem die Massen strömten, der kräftig Kasse machte mit harmlosen Weihnachtsliedvariationen, bis der Bischof von Paris dem Treiben ein Ende setzte? Der Komponist platter Tonmalereien und nichtssagender Cembalostückchen? Claude Balbastre - nett, aber nebensächlich. Denkt man. Und dann kommt diese CD des Cembalisten Christophe Rousset und wirft alle Vorurteile über den Haufen.

Das Beste herausgekitzelt

Ein musikalisches Schwergewicht wie Rousset weiß genau, wie man auch aus einem vermeintlichen Leichtgewicht wie Balbastre das Beste herauskitzelt. Das beginnt schon mit der Wahl des Instruments - hier ein vollklingendes, farbenreiches französisches Cembalo von 1784 aus dem Pariser Musée de la Musique, das grandiose orchestrale Wirkungen gestattet. Dann für jedes Stück eine passende, nein: die genau stimmige Registrierung. Und schließlich ein entschiedener, packender Zugriff, mit durchdachter Phrasierung und plastischer Artikulation.

Und so erwachen all die Charaktere wieder zum Leben, die Balbastre in seinen 17 Pièces de clavecin porträtiert: Der Bildhauer Claude-Louis Suzanne mit seinen funkensprühenden Ideen oder die stolze Steuerpächterin Madame de La Caze in ihren rauschenden Kleidern, die reizende, vielleicht noch etwas schüchterne junge Tochter des Marquis de Berville oder der fröhliche Cembalobauer Bellaud, dem Balbastre ein virtuoses Stück auf den Leib geschrieben hat.

Erste französische Cembalo-Liga

Phänomenal, wie abwechslungsreich Balbastre seine Freunde, Bekannten, Gönner charakterisiert. Manches erinnert an Scarlatti, anderes an Rameau; mal klingt es rührend naiv, dann wieder derb rustikal. Immer aber verströmt die Musik eine solche Lebensfreude, dass man auch über die manchmal etwas penetranten Alberti-Bässe hinweghört. Ein Kandidat für die Champions League ist Balbastre zwar auch nach dieser CD nicht. Aber in der ersten französischen Cembalo-Liga kann er definitiv mithalten, sogar neben Größen wie Rameau und Couperin - Christophe Rousset sei Dank!

Claude-Bénigne Balbastre - Pièces de Clavecin

Christophe Rousset, Cembalo | Gilone Gaubert-Jacques, Violine

Label: Aparte

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 14. Januar 2018, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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