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Francesco Landini Blinder Musikerstar des Trecento

Er war Organist, Komponist, Dichter, Sänger, Instrumentenbauer - und eine Art Star im Musikleben des 14. Jahrhunderts in Italien: Francesco Landini. Und: Er war blind. Wie das alles zusammenging erklärt unser Stichwort...

Bildquelle: © picture alliance/Heritage Images

Wenn es im italienischen 14. Jahrhundert, dem sogenannten Trecento, einen echten Star des Musiklebens gab, dann war er es: Francesco Landini. Geboren um 1325, in oder bei Florenz, verlor er als Kind durch eine Pockenerkrankung sein Augenlicht. Dieses tragische Ereignis, aufgrund dessen er in zeitgenössischen Quellen oft als Magister Franciscus Coecus, der Blinde, bezeichnet, und in der Squarcialupi-Miniatur gar mit geschlossenen Augen portraitiert wurde, gereichte aber immerhin seiner Mit- und Nachwelt zum Vorteil - denn es machte Landini zum Musiker.

Universalmusiker und -gelehrter

Denn eigentlich war es ja im 14. Jahrhundert üblich, dass der Sohn den Beruf des Vaters übernahm. Doch Landinis Vater, Jacopo del Casentino, war ausgerechnet Maler, in der Giotto-Schule, und so wandte der junge Francesco sich also der Musik zu. Er lebte wohl vor allem in Florenz, war dort gefeierter Organist, beherrschte aber auch mehrere andere Instrumente, wirkte als Orgelbauer, Orgelstimmer und Instrumentenbauer, sang und dichtete. Vermutlich hat er viele der von ihm vertonten Texte denn auch selbst geschrieben. Er äußerte sich aber auch zu politischen, astrologischen, philosophischen und ethischen Fragen, und der große Musik-Lexikograph Johann Walther schreibt denn auch 1734 über ihn:

"Landinus, ein ums Jahr 1380 zwar blind, aber berühmt gewesener Philosophus, Astrologus und Musicus auf vielen Instrumenten, wurde, wegen seiner vortrefflichen Qualitäten, von dem Könige in Cypern, und dem Hertzoge zu Venedig mit dem Lorbeer-Crantz beehret, und hat einige den Musicis dienliche Sachen herausgegeben."

Nicht zuletzt war Landini aber eben auch Komponist, und als solcher damals hoch gefeiert. Eine für ihn typische Kadenzformel trägt sogar bis heute seinen Namen, und er galt und gilt als der bedeutendste Tonsetzer des Trecento. Was allerdings - wie man auch aus Walthers Lexikoneintrag ersehen kann -  nach seinem Tod 1397 bald in Vergessenheit geriet. Erst im 16. Jahrhundert taucht Landinis Name überhaupt wieder einmal in einer Quelle auf, und dann nur als Dichter. Seine Musik wurde erst im 19. Jahrhundert wiederentdeckt.

Reich- und vielfältiges Werk

Stilistisch reicht diese Musik vom einfachen Tanzsatz bis zur komplexen isorhythmischen Motette. Dabei entwickelte Landini den italienischen Stil der Zeit weiter, indem er Elemente der französischen Musik hineinmixte, und damit etwas ganz neues schuf. So entstanden Ballatas, ein Virelai, eine Caccia, Madrigale und Motetten; insgesamt werden Landini heute über 150 Werke mit einiger Sicherheit zugeschrieben.

Klingt wenig? Nun ja - nicht alles hat die letzten 700 Jahre überlebt. Aber, um das mal ins rechte Licht zu setzen: Landinis Werk macht insgesamt fast ein Viertel der uns überhaupt erhaltenen Trecento-Musik aus. So gesehen ist das schon nicht schlecht, oder?!

Mit dieser Reform des Tonsystems wollte Glarean den abendländischen Kirchengesang in der Tradition der antiken Musiktheorie verankern. Die vermeintliche Kontinuität vom Altertum bis zum gregorianischen Choral sollte in den Augen Glareans dessen unverbrüchliche Wahrhaftigkeit aufzeigen.

Auch wenn man heute annimmt, dass seine Moduslehre nur begrenzten Einfluss auf die Musik seiner Zeit hatte, genoss Heinrich Glarean aufgrund seiner wissenschaftlichen Kommentare und Lehrbücher in ganz Europa einen herausragenden Ruf.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 31. März 2019, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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