Morgengymnastik ist gesund – es spricht aber auch nichts dagegen, statt zu turnen Galliarden zu tanzen, wie es eine Monarchin im 16.Jahrhundert zu tun pflegte.
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Am Königshofe war sie eine der gewandtesten Tänzerinnen: die Königin selbst. Elisabeth I. von England. Noch im Alter von 56 Jahren tanzte sie jeden Morgen einige Galliarden - zur körperlichen Ertüchtigung.
In der Renaissance ist die Galliarde ein weit verbreiteter lebhafter Springtanz im Dreiertakt. Charakteristisch ist der cinque-pas, ein Schrittmuster aus fünf Bewegungen. Nach vier kleineren Hüpf-Schritten ist der abschließende ein "großer Sprung", der saut majeur. Kein Wunder, dass die Galliarde das Blut kräftig in Wallung bringt.
Michael Prätorius schrieb 1612 in seiner Tanz-Sammlung "Terpsichore": "Galliarda, Italié Gagliarda, est strenuitas, fortitudo, vigor - das ist Munterkeit, Stärke und Frische - in Frantzösischer Sprach Gaillard oder Gaillardise und heißt mit gerader Geschwindigkeit. Weil demnach der Gaillard mit Geradigkeit und guter Disposition mehr als andere Täntze muß verrichtet werden, also hat er ohne Zweifel den Namen daher bekommen."
Die Galliarde kam zuerst wohl in Norditalien um 1500 auf, erste Beispiele komponierter Galliarden finden sich dann 30 Jahre später in Paris. Als höfischer Tanz wurde sie nicht mehr ganz so schnell genommen, wie noch als Volkstanz. Die stilisierten, kunstvollen und zum Teil sehr kraftvollen Bewegungen könnten bei einem raschen Tempo nicht ausgeführt werden. Spätere Galliarden werden noch langsamer und stellen gerne rein instrumentale und kompositorische Kunstfertigkeit in den Vordergrund.
Oft wurde der Galliarde die langsame Pavane vorangestellt. So ergab sich die Folge von Schreit- und Springtanz, die später dann zur Keimzelle der barocken Suite werden sollte.
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 16. Mai 2010, 13.05 Uhr auf BR-KLASSIK