Als Rhaus Verdienst gilt es, mit seinen groß angelegten Musiksammlungen den Grundstock für ein kunstvolles, evangelisches Musikrepertoire geschaffen zu haben. Erstaunlicherweise sind die Kompositionen vergleichsweise traditionell gehalten und in weiten Teilen lateinisch.
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1519 war Martin Luther nach Leipzig gekommen um sich mit dem katholischen Theologen Johannes Eck ein Streitgespräch über Glaubensfragen zu liefern. Als Leipziger Disputation ist es in die Geschichte eingegangen. Anlässlich dieses Ereignisses wurde in der Leipziger Thomaskirche ein Festgottesdienst abgehalten. Thomas-Kantor war zu diesem Zeitpunkt ein gewisser Georg Rhau. 1488 in Eisfeld an der Werra geboren, war er zum Studium zunächst nach Erfurt und Wittenberg und schließlich nach Leipzig gegangen. Seit einem Jahr war er nun Thomaskantor in der damals noch katholischen Stadt. Rauh aber begeisterte sich mehr und mehr für Luther und seine reformatorischen Ideen. 1520, ein Jahr nach der Leipziger Disputation, gab er sein dortiges Amt auf. Zwei Jahre später zog er schließlich nach Wittenberg um dort als Buchdrucker und Verleger zu Luthers Sprachrohr zu werden.
Als Rhaus Verdienst gilt es, mit seinen groß angelegten Musiksammlungen den Grundstock für ein kunstvolles, evangelisches Musikrepertoire geschaffen zu haben. Erstaunlicherweise sind die Kompositionen vergleichsweise traditionell gehalten und in weiten Teilen lateinisch. Zwar setzte Luther im Gottesdienst auf die deutsche Sprache. Im Alltag wurde aber grade in der Anfangszeit der Reformation nicht zuletzt aus Mangel an Alternativen nach wie vor auch lateinisch gesungen. Rhau griff daher ebenfalls auf ältere lateinische Kirchenmusik zurück, zum Beispiel von Heinrich Isaac oder Heinrich Finck. Für den Geschäftsmann Rhau hatte dies zudem einen ganz praktischen Vorteil: die lateinischen Stücke fanden auch in katholischen Kreisen Abnehmer.
Natürlich druckte Rhau auch deutschsprachige Kirchenlieder, 1544 etwa die "neuen deutschen geistlichen Gesänge". Darin sind auch junge lutherische Kantoren wie Johann Walther oder Sixt Dietrich vertreten. Stilistisch sind viele dieser Kompositionen trotzdem recht konservativ gehalten. In Rhaus Wittenberger Druckerei entstanden neben den evangelischen Musikbüchern auch wichtige theologische Schriften, zum Beispiel Luthers Deutscher Katechismus oder das Augsburger Bekenntnis. Auch war Rhau nicht nur als Herausgeber und Drucker tätig, sondern komponiert selbst Kirchenlieder und veröffentlichte musiktheoretische Werke. In die Geschichte aber ist er eingegangen als der Drucker der evangelischen Musik.