Giovanni Antonini ist ein bekannter Blockflötenvirtuose der jüngeren Generation. Noch berühmter ist er aber als Leiter des preisgekrönten Ensembles Il Giardino Armonico, mit dem er immer wieder neue Projekte wagt.
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Am Anfang steht die Blockflöte. Was für viele von uns das Quälinstrument musikalischer Früherziehung ist, wird für Giovanni Antonini ein faszinierendes musikalisches Ausdrucksmittel. Warum das Image der Blockflöte, deren Klang er liebt und deren Spiel er virtuos beherrscht, so schlecht ist, kann sich Antonini nicht so recht erklären.
"Ich weiß auch nicht warum. Als ich damals als Jugendlicher anfing Blockflöte zu spielen, war ich so fasziniert von dem Instrument. Für mich war der Blockflötist Frans Brüggen ein Vorbild. Er zeigt, dass die Blockflöte ein großartiges Instrument ist, mit dem man auf poetische Art und Weise Musik machen kann. Vielleicht liegt es daran, dass man es allgemein mit der Grundschule verbindet. Auch in Italien spielen Kinder am Anfang Blockflöte. Und dann hören sie wieder auf oder wechseln zu einem, sagen wir, seriöseren Instrument. Wir sollten nicht vergessen: Die Blockflöte hat eine ruhmreiche Geschichte. In der Renaissancezeit war die Blockflöte ein absolut professionelles Instrument. Und heute haben wir ein sehr interessantes zeitgenössisches Repertoire. Viele moderne Komponisten finden die Blockflöte sehr interessant. Lucian Berio zum Beispiel schrieb ein sehr interessantes Stück. Also ich weiß nicht. Für mich ist die Blockflöte ein großartiges Instrument. Man kann damit sehr viel ausdrücken."
Giovanni Antonini will Berufsmusiker werden und erhält seine musikalische Ausbildung in seiner Heimatstadt Mailand sowie am Zentrum für Alte Musik in Genf. Bereits als Zwanzigjähriger gründet er zusammen mit zwei Kollegen ein Ensemble, das zu einem der erfolgreichsten in der Alten Musik wird: Il Giardino Armonico. Der Name ist Programm. Der harmonische Garten deutet auf Sinnlichkeit, Schönheit, Unschuld und Verspieltheit hin. Seit 1989 leitet Giovanni Antonini Il Giardino Armonico, das ein Fixstern in seinem musikalischen Leben ist. Denn erst in einem eigenen Ensemble lassen sich musikalische Ideen ideal umsetzen, sagt er.
"Das ist sehr wichtig. 1985 fingen wir in Mailand an. Wir waren sehr jung und nur drei Musiker. Seitdem gehörte Il Giardino Armonico zu meinem täglichen Leben. Nicht nur weil wir Musik gemacht haben, sondern auch weil ich viele Projekte, viele Dinge organisiert habe. Seit über dreißig Jahren bis heute ist das Ensemble sehr wichtig und präsent in meinem Leben. Aber es war auch ein einzigartiger Weg, um Interpretationsideen zu entwickeln. Zum Beispiel bezüglich Italienischer Musik oder auch bei Bach. Ständig dieselben Leute um sich zu haben, um das zu kultivieren, also Musiker mit denen man dieselbe musikalische Sprache teilt, ist der einzige Weg, um etwas Originelles zu entwickeln. Und wir haben das in diesen Jahren probiert."
Für seine zahlreichen, fast poppigen Vivaldi-Einspielungen wird Giovanni Antoninis Harmonischer Garten mehrfach ausgezeichnet. Das gemeinsame Vivaldi-Album mit Cecilia Bartoli sogar mit einem Grammy Award. Für Antonini macht aber die historische Aufführungspraxis nicht in der Barockmusik halt. Er ist auch ein vielgefragter Dirigent für das klassische Repertoire. Mit dem Kammerorchester Basel etwa hat er die neun Beethoven-Symphonien in einer wegweisenden Neuinterpretation aufgenommen. Und bis zum Jahr 2032 will Antonini sämtliche 107 Symphonien von Joseph Haydn historisch informiert eingespielt haben - und zwar abwechselnd mit Il Giardino Armonico und dem Kammerorchester Basel. Für die ersten Haydn-Aufnahmen gab es schon den Echo Klassik.
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 7. Januar 2017, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK