Im Barock gab es in Nürnberg ein äußerst reichhaltiges musikalisches Leben. Mittendrin: der Schwede Johan Joachim Agrell, der zwar schüchtern gewesen sein soll, aber ob seiner Kompositionskunst auch sehr geschätzt wurde.
Bildquelle: Museen der Stadt Nürnberg, Kunstsammlungen
Als Johan Joachim Agrell 1746 im Alter von 45 Jahren seine Stellung als Kapellmeister und "Director chori musici" in Nürnberg antrat, war er bereits ein bekannter Komponist, dessen Sinfonien in Schlössern und Residenzen erklangen und dessen Clavierwerke in den bürgerlichen Salons sehr beliebt waren.
Als Kapellmeister war er zuständig für: "die Komponierung, Anordnung und Aufführung aller Sonn-, Fest- und Fayertägigen Musicen auf dem Musikchor, dann die großen solennen kaiserlichen Musicen, die bey feierlichen Gelegenheiten in der Hauptkirche, auf dem Rathaussaal, von dem Gang der Frauenkirche herab oder anderstwo aufgeführt werden."
…wie es in den Ratsakten der Stadt Nürnberg heißt. Außerdem war er: "Schenkmeister, oder Complimentarius, (will so viel sagen, daß, wenn große Herren öffentlich in Nürnberg ankommen, der Kapellmeister ihnen, im Namen des Magistrats, das gewöhnliche Geschenk von Wein, Haber und Fischen, nebst einem Compliment, überreicht). Hiernächst ist er Hochzeitlader und Leichenbitter bey dem Adel."
Die letztgenannten Tätigkeiten ließ Agrell aber bald seinen Assistenten ausführen, weil er "…nicht ganz geläufig die teutsche Sprache sprach und sehr schüchtern war."
Seine Ausbildung erhielt Agrell an der Universität Uppsala. Dort lernte ihn der Bruder des schwedischen Königs aus dem Haus Hessen-Kassel, Prinz Maximilian, kennen und verpflichtete ihn als Kammermusikus. In dieser Stellung blieb er bis zu seinem Wechsel nach Nürnberg.
Italienische Virtuosen wie Antonio Vivaldi und Pietro Locatelli führten Agrells Konzerte und Sinfonien auf, seine Cembalosonaten wurden in Leipzig und London nachgedruckt und eine von ihnen trug Leopold Mozart in das Notenbüchlein für seine Tochter Maria Anna, das Nannerl, ein. Auch wenn Agrells Musik heute ein Schattendasein führt und erst in den letzten Jahren vorwiegend von skandinavischen Ensembles wiederentdeckt worden ist, so stand doch noch 1802 im "Nürnbergischen Gelehrten-Lexicon" zu lesen:
"Seine musikalischen Talente waren sehr vorzüglich, und seine Compositionen wurden zu seiner Zeit hoch geschätzet."
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 18. Januar 2015, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK