Der deutsche Frühbarock hat ein paar großartige Komponisten hervorgebracht, darunter auch den Sachsen Johann Hermann Schein (1586 – 1630), der durch seine Vielseitigkeit besticht und darüber hinaus auch noch viele Texte selbst verfasste.
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Der Komponist und Schriftsteller Wolfgang Caspar Printz veröffentlicht 1690 seine "Historische Beschreibung der edelen Sing- und Klingkunst" und rühmt darin drei Kollegen aus früherer Zeit, "derer Nahmen von dem Buchstaben S. anfangen und die man zu (ihrer) Zeit für die besten drey Componisten in Teutschland gehalten. Diese drey berühmte S. aber seyn gewesen Schütz/ Schein/ Scheit." (Wolfgang Caspar Printz: Historische Beschreibung der edelen Sing- und Klingkunst, 1690)
Geboren wurden die drei großen S in aufeinander folgenden Jahren, Johann Hermann Schein 1586, ein Jahr nach Schütz, in Grünhein bei Annaberg in Sachsen. Als 13-Jähriger wird er als Sänger in die Dresdner Hofkapelle aufgenommen, er erhält dort auch Theorie-Unterricht. Seine ersten Kompositionen veröffentlicht er zehn Jahre später, das "Venus-Kräntzlein", es ist eine Sammlung von meist fünfstimmigen Liedern und Tänzen.
Schein ist ein äußerst produktiver und vielseitiger Komponist. Er bringt seine Sammlungen im Eigenverlag heraus, es sind weltliche wie geistliche Werke, Vokal- wie auch Instrumentalstücke; Hochzeits- und Trauermusiken finden sich da genauso wie Liebeslieder. Sein Stil orientiert sich, ganz der Zeit, dem deutschen Frühbarock entsprechend, an Vorbildern aus dem Süden.
"Johann Hermann Schein / Director musices zu Leipzig (hat) keinen geringen Ruhm erworben. Er ist aber vornehmlich fürtrefflich gewesen in dem Stylo Madrigalesco, in welchem er keinem Italiener / vielweniger einem andern etwas nachgeben doerffen. Seine Villanellen seyn vor der Zeit sehr hoch geachtet worden; und hat er die Texte dazu selbst getichtet." (Wolfgang Caspar Printz: Historische Beschreibung der edelen Sing- und Klingkunst, 1690)
Neben Texten aus der Bibel vertont Schein - eher ungewöhnlich - meist eigene Texte. Seine Kompositionen sind beliebt, sie verkaufen sich gut, und auch als ausführender Musiker ist er erfolgreich. 1616 wird Johann Hermann Schein zum Thomaskantor in Leipzig berufen, er wird dieses Amt bis zu seinem Tod innehaben. Weniger glücklich als in seinem Berufsleben sieht es für Schein privat aus: mehrere seiner Kinder sterben sehr früh, auch seine erste Frau muss er beerdigen, seine zweite Frau wird ihn überleben.
Und auch mit Scheins Gesundheit steht es schlecht. Er kämpft mit verschiedenen Krankheiten, bis er schließlich der Schwindsucht erliegt. Heinrich Schütz hatte ihn noch am Totenbett besucht und ihm eine Motette gewidmet. Die Kompositionen von Schein wurden noch viele Jahre aufgeführt, sogar neu gedruckt, wie Johann Mattheson in seinem Buch "Grundlagen einer Ehren-Pforte" 1740, mehr als hundert Jahre nach Scheins Ableben, schreibt:
"Er starb (…), nach zurückgelegtem 43ten Jahr seines Alters, Ao 1630. Zum Zeichen aber und Beweise der sonderbaren Hochachtung, so die musikalische Welt für seine Arbeit geheget, ist 20. Jahr nach seinem Tode, nehmlich Ao 1651, ein von ihm hinterlassendes Werck in den Druck gekommen." (Johann Mattheson "Grundlagen einer Ehren-Pforte", 1740)
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 24. Juni 2018, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK