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Josquin Desprez Renaissance-Komponist franko-flämischer Herkunft

Er war der Meister der Früh-Renaissance. In den Genuss seiner Kunst kamen bereits zu seinen Lebzeiten nicht nur die Menschen seiner Heimat: Josquin lebte und wirkte an verschiedenen wichtigen Orten in Europa, auch als Sänger in der päpstlichen Kapelle in Rom.

Bildquelle: © upload by Adrian Michael, Josquin, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Seine Zeitgenossen nannten ihn - wie sonst nur Könige - ehrfurchtsvoll beim Vornamen: Josquin. Für sie war er der Michelangelo der Musik. Cosimo Bartoli schrieb 1567:

Ich weiß wohl (…), dass Josquin sozusagen in der Musik ein Wunder der Natur war wie unser Michelangelo Buonarotti in Architektur, Malerei und Skulptur, denn so wie bisher niemand mit seinen Kompositionen Josquin nahegekommen ist, bleibt Michelangelo unter allen, die sich in diesen Künsten betätigt haben, weiterhin alleinstehend und ohne Vergleich. Beide öffneten die Augen all jener, welche diese Künste lieben oder in Zukunft lieben werden.
Cosimo Bartoli

EINE EUROPÄISCHE KARRIERE

Es gibt nur wenige sichere Fakten aus Josquins Leben: Er stammte wohl aus der Picardie, einem Landstrich im Norden Frankreichs. Er war Sänger am Mailänder Dom, bei den Herzögen Galeazzo Maria Sforza in Mailand und Ercole d'Este in Ferrara, in der päpstlichen Kapelle in Rom und am französischen Königshof. Seinen Lebensabend verbrachte Josquin als Kanoniker und Propst in Condé-sur-l'Escaut im Hennegau.

EIN REICHES OEUVRE

Josquin schrieb 18 Messen, etwa 100 lateinische Motetten und an die 75 weltliche Werke, überwiegend in französischer Sprache. Die Messen basieren - wie es damals üblich war - auf bekannten weltlichen und geistlichen Gesängen der Zeit. Mit genialer Kombinationskunst fügte Josquin die fremden Vorlagen in ein neues musikalisches Gewebe und verwandelte sie so in etwas Eigenes.

BEWUNDERER IN ITALIEN UND DEUTSCHLAND

Die Zeitgenossen bewunderten an Josquin nicht nur seine hochkomplexe, kunstvoll durchstrukturierte Satztechnik, sondern vor allem auch seine plastische und doch kühne Klangsprache, die sich nicht immer um die Regeln der Tonkunst kümmerte. So schwärmte Martin Luther, dass bei Josquin…

…alle Composition fein fröhlich, willig, milde und lieblich herausfleußt und gehet, ist nicht gezwungen, noch genöthigt, und nicht an die Regeln stracks und schnurgleich gebunden, wie des Finken Gesang.
Martin Luther

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 2. März 2011, 13.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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