Lucas Lossius (1508 bis 1582) war ein umfassend gebildeter Mann und gab dieses Wissen gerne weiter: als Pädagoge in Lüneburg und als Verfasser diverser Bücher. Als Anhänger Martin Luthers nahm er sich der Umgestaltung der Kirchenmusik an und veröffentlichte behutsam veränderte Gesänge und Neukompositionen in den "Psalmodia".
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Nach langen Jahren als Lehrer war sogar der dänische König auf Lucas Lossius aufmerksam geworden, auf den berühmten Pädagogen, und wollte ihn an die Akademie nach Kopenhagen holen. Doch Lossius lehnte ab, er wollte lieber Lehrer und Konrektor am Johanneum in Lüneburg bleiben. Das Johanneum hatte er erstmals 1527 als Schüler betreten, nur vier Jahre nach seinem Abschluss kehrte er als Lehrer dorthin zurück. In der Zwischenzeit hatte er unter anderem in Leipzig studiert, wo er mit Philipp Melanchthon und wahrscheinlich auch mit Martin Luther zusammengetroffen war. Erste Erfahrungen mit den Ideen der Reformation hatte er bereits in Lüneburg gemacht, in Leipzig konnte er sie vertiefen.
Die Bandbreite seiner veröffentlichten Bücher verblüfft: da ist ein Lehrwerk über Mathematik, eines über griechische Grammatik, eines über religiöse Grundfragen. Er verfasste Schriften zu den Thesen des Erasmus von Rotterdam und zu den Ansichten von Philipp Melanchthon. Das meiste davon, wie damals üblich, auf Latein. Und er unterrichtete am Johanneum Musiktheorie und zeichnete verantwortlich für die musikalische Gestaltung der Gottesdienste.
Die Reformation hatte auch auf die Kirchenmusik Einfluss, insbesondere sollten gesungene Texte deutlicher zu verstehen sein. Lossius veröffentlichte auch hierzu ein Buch: "PSALMODIA, nämlich ausgewählte geistliche Gesänge der Altkirche (…). Zum Gebrauch in Kirchen und Schulen einst sorgfältig gesammelt und mit kurzen frommen Erläuterungen geschmückt, jetzt aber neu mit genauer Sorgfalt und geprüftem Glauben sowie mit vielen brauchbaren und frommen Gesängen vermehrt durch LUCAS LOSSIUS."
Noch heute erklingen seine Lieder in den Kirchen
In den Psalmodia trägt Lossius Musik für den Gottesdienst zusammen; gregorianische Gesänge, die er behutsam im Geist der Reformation modernisiert. Er lässt den Text lateinisch, ändert aber hier und da das Verhältnis des Textes zu den Noten, geht ein Stück weg von allzu viel Melismatik, hin zu mehr Syllabik. Besseres Textverständnis durch weniger lang gezogene Silben. Auch Lieder mit deutschen Texten nimmt er in sein Buch auf, einige von ihm selbst komponiert. Das Lied "Ein Kind geboren zu Bethlehem" stand lange Zeit im Evangelischen Gesangbuch; heute findet man es im katholischen Gotteslob.
1690, über hundert Jahre nach dem Tod von Lucas Lossius, schreibt Wolfgang Caspar Printz in seiner "Historischen Beschreibung der edelen Sing- und Klingkunst": "Anno 1552 hat Lucas Lossius seine Psalmodien drucken lassen, welche, weil sie correct und ohne Fehler, mit unglaublichem Frolocken angenommen worden."
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" am 2. Juli 2017, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK