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Melchior Franck Komponist und Kapellmeister am Hof in Coburg

Schon allein die Titel seiner Werke geben ein gutes Gefühl: "Andächtige Hertzensseuftzer" oder "Musicalischer Grillenvertreiber" – solche Kompositionen müssen doch gefallen!

Bildquelle: colourbox.com

Er muss gerne draußen gewesen sein, hat sich die vielen blühenden Blumen und Sträucher angesehen, wenn er von der Stadt Coburg auf die Veste hinaufging, hat innegehalten und ihren Duft eingesogen…

IM ROSENGÄRTLEIN

Warum sonst sollte Melchior Franck wie kein anderer Komponist des frühen 17. Jahrhunderts seinen Drucken besonders blumige Titel gegeben haben? Seinen Hörern reichte er etwa "Flores musicales" – "Musikalische Blumen" oder "Lilia Musicalia" – "musikalische Lilien". Auch streifte er beim Komponieren gerne durch "Lust-" oder "Rosengärtlein".

IM 30-JÄHRIGEN KRIEG

Francks weltliches Schaffen ist vor allem vom Tanz und vom Volkslied geprägt, wie in der Sammlung "Bergkreihen" von 1602. Im Zentrum seines Schaffens steht jedoch die geistliche Vokalmusik, in den meisten Fällen noch ohne den modernen italienischen Basso continuo, satztechnisch aber von höchst ausgefeilter Kunstfertigkeit.

In vielen seiner Werke reflektierte Melchior Franck auch mit herzergreifender Eindringlichkeit die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges, der damals ganz Europa heimsuchte und großes Leid über den Kontinent brachte – wie in dem geistlichen Konzert mit dem vielsagenden Titel "Allgemeine des betrübten Vaterlandes Seufzerlein".

IN COBURG

Über das Leben Melchior Francks ist wenig bekannt: Er kam um 1580 in Zittau zur Welt, hielt sich um 1600 in Augsburg und Nürnberg auf, wo er vor allem von der Musik Hans Leo Hasslers geprägt wurde. Von 1603 bis zu seinem Tod im Jahr 1639 war er Kapellmeister am Hof der Herzöge von Sachsen-Coburg. Bereits zu Lebzeiten wurde Melchior Franck in die "Bibliotheca classica" von Georg Draud aufgenommen, seine Werke waren weit verbreitet. Etliche seiner Sätze gehören bis heute zum gängigen Chor-Repertoire, wie etwa das bekannte Madrigal "Kommt, ihr G'spielen".

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 1. Juni 2014, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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