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Miserere Bußpsalm

Bildquelle: picture-alliance/dpa

"Miserere mei, Deus Gott, sei mir gnädig nach deiner Güte, und tilge meine Sünden nach deiner großen Barmherzigkeit. Wasche mich rein von meiner Missetat, und reinige mich von meiner Sünde.", Psalm 51

Der Psalm 51 (nach anderer Zählung Psalm 50) zählt zu den so genannten Bußpsalmen, von denen es sieben Stück gibt und die sich alle mit dem Thema Schuld auseinandersetzen. Als Autor dieser Psalmen gilt König David, ein Mann, der getötet hatte und ein Ehebrecher war. Der Psalm ist Teil des Stundengebets, des Totenoffiziums und wird Jahr für Jahr am Gründonnerstag, am Karfreitag wie auch am Karsamstag verwendet; und er fasziniert seit jeher Gläubige, von denen sich einige auch künstlerisch mit ihm auseinander setzen.

VERTONUNGEN SEIT DER RENAISSANCE BIS IN DIE GEGENWART

Etliche Komponisten der Renaissance- und Barockzeit haben diesen Text vertont, da gibt es die Fassung von Josquin Desprez, der eine fünfstimmige Motette daraus gemacht hat. Auch Orlando di Lasso hat den Text musikalisch ausgedeutet, genauso wie William Byrd oder Hans Leo Hassler.

"Denn ich erkenne meine Missetat, und meine Sünde ist immer vor mir. An dir allein habe ich gesündigt und übel vor dir getan, auf dass du recht behaltest in deinen Worten und rein dastehst, wenn du richtest. (…) Entsündige mich mit Ysop, dass ich rein werde; wasche mich, dass ich weißer werde als Schnee." Psalm 51

Später dann haben sich auch Gioachino Rossini, E. T. A. Hoffmann oder Krzysztof Penderecki mit diesem Bibel-Text auseinandergesetzt. Arvo Pärt hat für seine Version zum Vokalensemble noch Bläser, Orgel und Perkussion dazu genommen.

ALLEGRI UND MOZART

Die berühmteste Vertonung dürfte von Gregorio Allegri stammen. Allegri schrieb 1627 seine Version für neun Sänger, die in zwei Chören aufgeteilt sind. Sein Miserere wurde über Jahrzehnte hinweg immer in der Karwoche in der Sixtinischen Kapelle in Rom gesungen. Die Noten durften die Kapelle nicht verlassen. Bis im Jahr 1770 ein vierzehnjähriges Wunderkind zuhörte und sich anschließend über dieses Verbot hinwegsetzte. Sein Vater Leopold Mozart berichtete davon in einem Brief an seine Frau:

"Du wirst vielleicht von dem berühmten Miserere in Rom gehört haben, welches so hoch geachtet ist, daß es den Musicis der Capellen unter excommunication verbotten ist eine Stimme davon aus der Capelle weg zu tragen, zu Copieren, oder iemanden zu geben. Allein wir haben es schon. der Wolfg: hat es schon aufgeschrieben. (…) Ganz Rom weis es; und selbst der Pabst weis es, daß der Wolfg: das Miserere geschrieben. Es ist gar nichts zu beförchten: es hat ihm vielmehr große Ehre gemacht." Leopold Mozart, Brief an seine Frau

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 27. Oktober 2019, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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