Georg Muffat wird gerne mal in die 2. Reihe einsortiert. Blickt und hört man aber genauer hin, stellt man schnell fest, dass er und seine Söhne das barocke Musikleben in Süddeutschland und Österreich ziemlich stark geprägt haben.
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"Am 23. Februar 1704 ist in der Dompfarrei zu Passau der Edl Gestrenge und Kunstreiche Herr Georg Muffat, Sr. Hochfürstlichen Eminenz zu Passau, etc. gewesener Kapellmeister gottselig verschieden und bei dem hohen Dombstift in den Greizgang beigelegt worden."
Dieser Eintrag findet sich im Totenbuch des Passauer Doms. Muffats Ableben war recht plötzlich eingetreten, er war gerade einmal 50 Jahre alt gewesen. Neben einem äußerst breitgefächerten musikalischen Werk, das auch theoretische Schriften umfasst, hat Georg Muffat - gemeinsam mit seiner Gattin - auch neun Kinder bekommen, von denen einige den Beruf des Vaters ergriffen haben und so dessen Lebenswerk weiterführten.
Georg Muffat war 1653 in Savoyen geboren worden, und hat sowohl den französischen wie auch den italienischen Stil zu komponieren und zu spielen gelernt. Zu den Persönlichkeiten, die ihn prägten, zählen Jean-Baptiste Lully und der gleichaltrige Arcangelo Corelli. In Salzburg erhielt er seinen ersten wichtigen Posten.
Zu seinen Kollegen dort zählte Heinrich Ignaz Franz Biber, von dem Charles Burney schwärmte, er sei der beste Violinspieler des 17. Jahrhunderts gewesen. Muffat dagegen wurde von Burney beschrieben als "one oft he great harmonists of Germany" (einer der großen Harmoniker Deutschlands) Charles Burney
1690 schließlich gelangte Georg Muffat nach Passau, wo er Kapellmeister wurde, außerdem Aufseher der Pagen am Hof des Fürstbischofs Johann Philipp von Lamberg. Dort kamen dann auch seine beiden letzten Kinder zur Welt.
Einige Jahre nach Muffats Tod verfasste Johann Gottfried Walther ein "Musicalisches Lexicon", in dem er etliche Musiker porträtierte; auch Muffat ist dort mit einem gar nicht kleinen Eintrag bedacht worden. Außerdem zwei seiner Söhne, die zur Zeit der Veröffentlichung dieses Buches, 1732, Anfang beziehungsweise Mitte 40 waren:
"Muffat (Gottlieb) hat an. 1721 und 1727 so wohl an des Römischen Kaysers, als an der verwittibten Römischen Kayserin, Amaliae Wilhelminae Hofe, als Organist gestanden." "Muffat (Johann Ernst) ein Violinist an letztgedachtem Hofe an. 1721, und 1727." Johann Gottfried Walther
Die zweite Generation der Musikerfamilie Muffat war stark am Habsburger Hof vertreten - Gottlieb Muffat unterrichtete sogar die junge Maria Theresia. Georg Muffat, der Vater der Muffat-Dynastie, war ein Pionier: ihm ist es zu verdanken, dass auch in deutschsprachigen Gebieten der italienische Stil gebräuchlich wurde. Er hat Messen und Orgel- wie auch Cembalomusik komponiert, auch viel Kammermusik und mehrere Opern, die leider verschollen sind. Er hat aber auch, und das deutlich häufiger als andere Komponisten seiner Zeit, Erläuterungen etwa zum Spiel im französischen oder italienischen Stil notiert. Zu seinen eigenen Werken, zu seinen Concerti und Sonaten, schreibt er, diese seien
"zur absonderlichen Erquickung deß Gehörs Componirt (…) vornemblich unter Belustigung grosser Fürsten und Herrn/ zur Unterhaltung vornehmer Gästen/ bey herrlichen Mahlzeit/ Serenaden/ und Zusammenkunfften der Music-Liebhaber und Virtuosen." Georg Muffat
Sendungsthema aus "Forum Alte Musik" vom 9. Oktober 2021, 22.05 Uhr auf BR-KLASSIK