Ihre Erfindung war eher Zufall, ihre Erfolgsgeschichte hält bis heute an: in der Oper wird geliebt, gehasst, intrigiert und gemordet. Pure Emotion!
Bildquelle: © Salzburger Festspiele / Ruth Walz
"Was die Seele packt, erschüttert und mit sich fortreißt, was die Schwingkräfte der Imagination befeuert, was das Herz rührt und bewegt, ja selbst, was Schrecken und Entsetzen hervorbringt, liegt im Gebiete der Oper."
Dieses Loblied auf die Oper sang der deutsche Dichter und Komponist Christian Friedrich Daniel Schubart.
Eine von vielen Stimmen, die in der Oper die Königin der musikalischen Gattungen sehen, das dramatische und mitreißende Gesamtkunstwerk aus Theater, Musik, Gesang und Tanz. Es gibt aber auch etliche Kritiker, die die Oper ein elitäres Vergnügen für die happy few betrachten: teuer, pompös, pathetisch, hohl und von geringem künstlerischem Wert. So auch der Philosoph Arthur Schopenhauer.
"Messe und Symphonie allein geben ungetrübten, vollen musikalischen Genuss; während in der Oper die Musik sich mit dem schalen Stück und seiner Afterpoesie elend herumquält, und mit der ihr auferlegten fremden Last durchzukommen sucht, so gut sie kann. Streng genommen könnte man die Oper eine unmusikalische Erfindung zugunsten unmusikalischer Geister nennen."
Was immer man über die Oper sagen kann: kalt lässt sie keinen. Selbst bei den Kritikern entfacht sie erregte Emotionen. Kein Wunder das diese leidenschaftlichste aller Musikgattungen vor über 400 Jahren in Italien erfunden wurde.
Die erste, nicht mehr erhaltene Oper "Dafne" entstand 1597 eher zufällig durch den Komponisten Jacopo Peri in Florenz. Die Renaissance-Musiker der Camerata Fiorentina versuchten nämlich das antike Schauspiel nicht wie üblich per Deklamation, sondern durch Gesang wiederzubeleben. Doch der eigentliche Geburtstag der Oper ist der 24. Februar 1607.
Da wurde am Hofe von Mantua die erste vollgültige Oper uraufgeführt: Claudio Monteverdis "L'Orfeo". Diese neue Form des dramma per musica überwältigte das Publikum und eroberte schon bald ganz Europa. 1637 eröffnete das erste Opernhaus in Venedig, 1657 folgte mit der Salvatoroper in München das erste Haus in Deutschland. Italienische Sängerinnen und Kastraten wurden an den europäischen Höfen wie Popstars umjubelt, im Gegenzug eilten Komponisten nach Italien, um dort die neue Kunstform zu studieren. Die beiden Deutschen Georg Friedrich Händel und Johann Adolf Hasse machten es schon bald besser als die Italiener und dominierten die Opernszene des 18. Jahrhunderts. Nur die Franzosen gingen mit der Tragédie lyrique und der Opéra ballet lange Zeit eigene Wege.
Gut 150 Jahre nach Monteverdis "L'Orfeo" setzte der Opernreformer Christoph Willibald Gluck abermals mit einer Orpheus-Oper der in Konvention erstarrten Barockoper mit ihren Bravourarien ein Ende. Statt artistischer Trillern und Koloraturen stellte er wieder Menschen mit ihren Gefühlen auf die Bühne. Ein Weg, der über Mozarts neuartiges Opernschaffen bis hin zu Wagners Oper als Gesamtkunstwerk führt.
Den alten Streit übrigens, was denn bei einer Oper mehr wiegt: die Dichtung in Form des Librettos oder die Musik in Form der Partitur hat Mozart schon eindeutig beantwortet.
"Bei einer Oper muss schlechterdings die Poesie der Musik gehorsame Tochter sein, weil da ganz die Musik herrscht - und man darüber alles vergisst".
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 9. Oktober 2011, 13.05 Uhr auf BR-KLASSIK