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Orlando di Lasso Franko-flämischer Komponist und Sänger

Es war der größte Coup, der Herzog Albrecht V. von Bayern auf musikalischem Gebiet gelang: die Verpflichtung des alles überragenden Orlando di Lasso an den Münchner Hof.

Bildquelle: gemeinfrei

"Bon jour et puis quelles nouvelles?" (Guten Tag, was gibt es Neues?) - eine Chanson aus der Renaissance mit einem Text, der von heute stammen könnte. Vertont hat ihn Orlando di Lasso, einer  der produktivsten, vielseitigsten und erfolgreichsten Komponisten des 16. Jahrhunderts, zu seiner Zeit fast überall in Europa bestens bekannt und bewundert.

ERFOLGE BEREITS IN DER JUGEND

Bereits als Teenager war Orlando weitgereist. Der Vizekönig von Sizilien, Ferdinand Gonzaga, der sich 1544 im Flämischen aufhielt, nahm ihn als Chorsänger mit: nach Paris, Mantua, Mailand, Palermo und nach Neapel. In Neapel lernt Orlando all die Villanellen, Moresken und Tedescen kennen, mit ihrem bunten Dialektgemisch und ihrer geistreichen Lebendigkeit nach der Art der Commedia dell'arte. Immer wieder wird Orlando in diesem Stil komponieren.

ANGEKOMMEN IN MÜNCHEN

1553 wird Orlando Kapellmeister an der Lateran-Basilika in Rom. Die geistliche Musik rückt in den Vordergrund seines Komponierens. Nach einem Jahr in Antwerpen tritt er in München in den Dienst Herzog Albrechts V. von Bayern: 1556 wird er Tenorist in der Münchner Hofkapelle, deren Kapellmeister von 1563 bis zu seinem Tod 1594. Daneben pflegt der humanistisch Gebildete und souverän in aristokratischen Kreisen Verkehrende Beziehungen zu fürstlichen Mäzenen in Italien, zum französischen Hof, nach Wien sowie zu Höfen in Württemberg, Baden und Schlesien.

 EIN ALLES-KÖNNER

Als Orlando di Lasso 1594 stirbt, hinterlässt er ein riesiges Oeuvre an geistlicher und weltlicher Musik: Villanellen, Madrigale, Chansons und deutsche Lieder, Messen, Passionen, Magnifikats, Litaneien sowie hunderte von Motetten. Orlando di Lasso markiert einen der letzten Höhepunkte der großen franko-flämischen Vokalpolyphonie. "In hora ultima" (In letzter Stunde) lautet auch der Titel einer seiner späten Motetten. Nach der feierlichen Mahnung folgen rasch deklamierte Partien über das allzu schnelle Vergehen von Zeit, voll von Tonmalerei. Prägnante melodische Motive, einfühlsame Text- und Affektausdeutung. Orlando di Lasso, der belgische Orpheus - auch ein unvergleichlicher Meister der Motette.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 12. Mai 2013, 13.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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