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Giovanni Pierluigi da Palestrina Italienischer Komponist

Nicht oft wird einem Komponisten die Ehre zuteil, dass nach ihm ein Stil benannt wird: der "Palestrina-Stil" ist bis heute Bestandteil einer fundierten Musikerausbildung und zeugt von einem Höhepunkt der katholischen Kirchenmusik am Ende der Renaissance.

Bildquelle: © Mario1952

"Musicae princeps" (Fürst der Musik) - so lautete die Inschrift auf seinem Grab in der römischen Peterskirche:

Giovanni Pierluigi da Palestrina; Ikone der katholischen Kirchenmusik. Die Autorität des Kontrapunkts. Der Meister der Vokalpolyphonie der Renaissance.

Sein Name leitet sich her von seinem Geburtsort Palestrina, dem alten Praeneste bei Rom. Alles in seinem Leben ist um die "ewige Stadt" zentriert:

ROM

1537: Sängerknabe an Santa Maria Maggiore
1544: Sänger und Organist am Dom von Palestrina
1551: Kapellmeister an der Peterskirche in Rom
1555: Mitglied der Sixtinischen Kapelle und Kapellmeister an San Giovanni in Laterano in der Nachfolge von Orlando di Lasso
1561: Kapellmeister an Santa Maria Maggiore
1567: die Berufung als Hofkapellmeister nach Wien scheitert an Palestrinas Gehaltsforderungen
1581: Inhaber eines Pelzgeschäfts und Immobilienspekulant

BEDEUTENDSTER KIRCHENMUSIKKOMPONIST ALLER ZEITEN?

Palestrina hat 140 weltliche Madrigale geschrieben. Doch im Zentrum seines Schaffens stand die Kirchenmusik. 104 Messen stammen aus seiner Hand, 300 Motetten, viele Offertorien, Litaneien und Magnifikat-Vertonungen. Hier prägte er jenen Stil, der zum Inbegriff der klassischen Vokalpolyphonie wurde und zugleich den Forderungen des Konzils von Trient entsprach: große Textverständlichkeit bei aller polyphonen Entfaltung und ein kantabler, feierlicher, "schwebender" Klang - eine Synthese zwischen den kontrapunktischen Künsten der Niederländer und italienischem Klangsinn.

PALESTRINA-STIL

Kein anderer Komponist hat in solch einer Weise nachgewirkt auf die Musikgeschichte wie Palestrina. Schütz, Bach und Alessandro Scarlatti haben seine Werke studiert. Die von seiner Schreibweise abgeleitete Kontrapunktlehre des Wiener Hofkapellmeisters Johann Joseph Fux prägte das Tonsatzstudium von Generationen. Hans Pfitzner machte Palestrina zum Sujet einer monumentalen Oper. Der so genannte "Palestrina-Stil" wird bis heute an Hochschulen, Konservatorien und musikwissenschaftlichen Seminaren gelehrt. Wie schrieb doch Pfitzner über die Titelfigur seiner Oper?

"Palestrinas Werk hat alle Elemente des Unvergänglichen."

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 25. März 2012, 13.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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