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Percussion Schlaginstrumente

Trommeln, Rasseln, Becken, Kastagnetten: zum Schlaginstrumentarium der Alten Musik gehört alles, was rasselt, klappert und schnarrt. Geht es nach Philipp Lamprecht, dann darf dabei ein Instrument nicht fehlen, das in unzähligen Darstellung schon im Mittelalter dokumentiert ist: die Glocken.

Bildquelle: Sguastevi

Das Stichwort vom 28. Juli 2019

Percussion

Nach Besetzungsangaben für Schlaginstrumente oder gar eine spezielle Notation dafür sucht man in mittelalterlichen Handschriften vergebens. Lange Zeit galten sie daher als die Stiefkinder der Alten Musik-Szene. Man hielt sich schlicht an das, was schwarz auf weiß überliefert war. Das ist inzwischen anders. Weil sie in den Noten keine Informationen zur Aufführungspraxis finden, studieren die Musiker stattdessen zum Beispiel Kirchenportale, wie der Schagwerker und Alte-Musik-Spezial Philipp Lamprecht weiß:  

"Wir als Perkussionisten sind da auf Ikonographen, Bilder, kleine Fresken, Gipsfigürchen am Kirchenportal angewiesen. Und in verschiedenen Codizes gibt es kleine Abbildungen von Kastagnetten spielenden Musikern oder Mönchen, die Glocken spielen, besonders im Mittelalter. Die erste richtige Erwähnung von Schlaginstrumenten ist dann im Syntagma Musicum von Michael Praetorius. Dort werden die ersten Instrumente beschrieben mit Maßangaben und einer genaueren Einteilung."

Drei Instrumentenfamilien

Sebastian Virdung hatte 1511, also knapp 100 Jahre vor den detailreichen Beschreibungen von Praetorius, immerhin schon drei Instrumentenfamilien ausgemacht. Das Saitenspiel und die Blasinstrumente unterschied er dabei von denjenigen Instrumenten, die "von den metallen oder ander clingenden materialien gemacht sind".

In der Musik selbst finden sich gelegentliche Besetzungsangaben ab der frühen Neuzeit und da vor allem im militärischen Bereich. Die Landsknechttrommel ist hier ein schlagendes Beispiel. Erst im Barock bilden sich allmählich feste Standards aus, zum Beispiel bei den Paukern. "Ganz oft weiß man, dass die Pauker die dritte Trompetenstimme mitgespielt haben, aber bei solchen Komponisten wie Buxtehude , also Mitte 17. Jhd., sind sie dann schon in Notation dabei und dann ab Bach sehr präsent", sagt Philipp Lamprecht.

Trommeln, Rasseln, Becken, Kastagnetten: zum Schlaginstrumentarium der Alten Musik gehört alles, was rasselt, klappert und schnarrt. Geht es nach Philipp Lamprecht, dann darf dabei ein Instrument nicht fehlen, das in unzähligen Darstellung schon im Mittelalter dokumentiert ist: die Glocken. "In der Version wie ich mittelalterliche Musik interpretiere, kommen Glocken häufig wieder vor, weil sie so einen speziell hellen und schönen, warmen Klang, der sehr festlich ist, bereiten, was man eigentlich nicht so sehr mit Schlaginstrumenten verbinden würde."

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 28. Juli 2019, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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