In den Wirren der französischen Religionskriege wäre Claude le Jeune beinahe ums Leben gekommen. Doch er konnte fliehen und überlebte, wie seine Musik.
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Claude le Jeune
Franko-flämischer Komponist (1530-1600)
Paris 1590, die Zeit der Religionskriege: Die Stadt steht unter Belagerung. Protestanten vor den Stadtmauern gegen Katholiken in der Stadt. Wehe dem, der sich da zur falschen Zeit am falschen Ort aufhält. Auf den Komponisten und Musiker Claude le Jeune trifft das leider zu: Er ist Protestant und zu allem Überfluss Verfasser eines antikatholischen Pamphlets.
Beim Versuch, die Stadt zu verlassen, wird er am Stadttor von Saint Denis von Soldaten aufgehalten. Bei sich trägt er einige Manuskripte, es sind seine noch unveröffentlichten Kompositionen. Glaubt man den Augenzeugen, will einer der Soldaten das Bündel Papiere gerade ins Feuer werfen, als le Jeunes Freund, der katholische Komponist Jacques Mauduit, den Soldaten im letzten Moment beherzt am Arm packt. Die Werke seien unschuldig und frei von calvinistischem Gift. Die Soldaten lassen sich überzeugen: Claude le Jeune gelingt die Flucht. Er überlebt den Pariser Aufstand und mit ihm seine Musik.
Aus le Jeunes frühen Jahren ist nicht viel mehr bekannt, als dass er 1530 in oder bei Valenciennes geboren wurde. Mitte des 16. Jahrhunderts erschienen seine ersten Werke in Druck. Le Jeune lebte inzwischen in Paris und schloss sich dort einer humanistischen Akademie an. Deren Ideal einer musique mesurée à l'Antique, also einer Musik nach antiken Versmaßen, sollte auch seine Kompositionen prägen. Dabei wurde Silbe für Silbe am Text entlang komponiert. Lange Silben wurden mit langen Notenwerten, kurze Silben mit kurzen Notenwerten vertont. Außerdem waren die Stücke überwiegend strophisch und homophon aufgebaut. Le Jeune war einer der wichtigsten Vertreter dieser Pariser Chanson.
Über 600 Werke sind uns heute überliefert, die meisten davon wurden posthum veröffentlicht. Es finden sich darunter geistliche Stücke wie zum Beispiel seine Vertonungen des Genfer Psalters. Aber auch vertonte Liebesverse, Spott- und Trinklieder.
Nach seiner Flucht aus Paris kam le Jeune in La Rochelle unter, einer Hochburg der Hugenotten. Er kehrte aber nach Paris zurück, wo er zuletzt Mitglied der königlichen Hofkapelle unter Heinrich IV. wurde. Dessen Truppen waren es, die die Stadt einige Jahre zuvor belagert hatten. Inzwischen war Heinrich zum Katholizismus konvertiert und als französischer König anerkannt. Den Protestanten le Jeune, der beim Pariser Aufstand von 1590 wegen seiner Konfession beinahe getötet worden wäre, ernannte der König zu seinem Kammerkomponisten.
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 1. September 2019, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK