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Thomas Binkley Einflussreicher amerikanischer Lautenist und Musikologe der Alten und Frühen Musik

Er war ein Pionier im Bereich der Musik des Mittelalters und der Renaissance: Thomas Binkley traute sich aber auch, von vielleicht zu "verkopften" Interpretationen zu lösen und kreativ zu werden.

Bildquelle: Auckland Museum

Die wissenschaftliche Erkenntnis allein war ihm nie genug – Thomas Binkley war davon überzeugt, dass die schriftliche Fixierung von Musik nur eine Grundlage bildet, das klingende Werk musste dann der Interpret mit seiner ganzen künstlerischen Vorstellungskraft daraus erschaffen. Er suchte und sammelte akribisch alle verfügbaren Informationen – und machte dann damit, was er wollte. Er war nie auf der Suche nach wie auch immer gearteter "Authentizität", Thomas Binkley suchte die Seele, den Geist der Musik.

EIN LEGENDÄRES ENSEMBLE

Nach einem Musikstudium an der University of Illinois ging Thomas Binkley nach München, wo er 1959 das legendäre Ensemble "Studio für Frühe Musik" gründete, das ihm internationale Beachtung einbrachte. Diese vier Musiker waren die ersten, die auf der Suche nach lebendigen musikalischen Vorbildern Elemente aus verschiedenen folkloristische Traditionen, im speziellen der arabischen Musik in die Alte Musik einbrachten. Dieser höchst anregende kulturelle Mix setzte Maßstäbe vor allem für die Musik aus Mittelalter und Renaissance. Weit über 40 Aufnahmen machte das Studio der Frühen Musik und bekam dafür viele bedeutende europäische Musik-Preise, bis es Ende der 70er Jahre auseinanderbrach.

HOCHSCHULDOZENT

Später folgte Thomas Binkley einem Ruf an die Schola Cantorum Basiliensis, bevor er dann wieder in seine Heimat USA zurückging. Nach einem kurzen Gastspiel an der Stanford University wurde er 1979 Gründer und Direktor des Early Music Institut an der Indiana University in Bloomington, wo bis zu seinem frühzeitigen Tod 1995 verblieb. Er unterrichtete, war Musiker und Publizist. Mit seinen hohen Ansprüchen an die geistige und künstlerische Flexibilität war er für seine Studenten nicht immer ein angenehmer Lehrer, wie sein Kollege David Lasocki berichtet:

"Er benutzte all seine hemdsärmeligen Methoden, um auf seine Studenten einzuwirken, und es dauerte nicht lange, bis ein neues Verb der englischen Sprache hinzugefügt wurde: to be binked. Wenn du ge-binked warst, dann wünschtest du dir, der Flur würde sich auftun und dich verschlucken. Tom, der Bink, schüchterte ein, er schmeichelte, schimpfte und zankte, fragte andere aus und stellte sich selbst in Frage, schleuderte Koans heraus in der Art eines Zen-Meisters und schlug – bildlich gesprochen – seinen Schülern auch noch mit einem Bambus-Stab auf den Kopf. Er wollte seine Zuhörer verwirren und verunsichern, ihre Logik durcheinanderbringen, sie öffnen und alles aus ihnen herausholen."

PIONIER UND GURU

Thomas Binkley war eine herausragende, charismatische, inspirierende und bedingungslos fordernde Persönlichkeit. Aus seinem kreativen Nährboden erwuchs eine ganze Generation bedeutender Musiker, wie die Mitglieder des Mittelalter-Ensembles Sequentia oder der Meister-Lautenist Paul O‘Dette. Thomas Binkley: Einer der großen Gurus aus der Gründerzeit der Alten und Frühen Musik-Bewegung.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 24. August 2014, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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