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Instrument des Jahres 2018 Das Violoncello

Das Violoncello ist "Instrument des Jahres 2018" und als Orchester-, Kammermusik- und Soloinstrument nicht mehr wegzudenken. Dabei durfte es lange Zeit nicht öffentlich von Frauen gespielt werden.

Bildquelle: Getty Images

Streichinstrument

Violoncello

Als die Landesmusikräte das Violoncello zum "Instrument des Jahres 2018" wählten, könnte das vor allem an einem gelegen haben, meint der Cellist Maximilian Hornung: am Klang. "An diesem sehr leidenschaftlichen, vielleicht ein bisschen traurigen Klang. Dem Baritonklang, der immer singt, der immer dieses wehmütige mitschwingen lässt."

Früh übt sich, wer Violoncello-Virtuose werden will

Beinahe fünf Oktaven umfasst der große Tonumfang des Violoncellos: samtig und kraftvoll im Bass, strahlend und edel im Tenor, schmelzend und kantabel im Alt. Doch diesen sanglichen, obertonreichen Klang zu erzeugen, kostet viel Mühe und Übung. Da sich auf dem Griffbrett keine Bünde, wie es sie etwa bei der Gambe gibt, befinden, braucht es ein gutes Ohr und viel Erfahrung, um die richtige Stelle der Saite mit den Fingern der linken Hand herunterzudrücken. Das muss dann noch mit der rechten Hand koordiniert werden, die gleichzeitig den Bogen über die Saiten streicht, und je nach Strichführung über Lautstärke, Klangfarbe, Artikulation und Rhythmus entscheidet. Um ein Virtuose auf dem Violoncello zu werden, sollte man schon als Kind mit dem Spiel beginnen, wie der Cellist Jan Vogler.

Ich sehe es wie ein Wissenschaftler, der entschieden hat, dass er sich mit einem Thema ein ganzes Leben lang befasst. (...) Und ich habe auch das Gefühl, dass ich auch den Rest meines Lebens damit verbringen möchte, und herauszufinden, wie man die mehreren Stücke Holz, die zusammengeleimt sind, noch besser zum Leben erwecken kann.
Jan Vogler, Cellist

Der Korpus des Cellos, das im 16. Jahrhundert in Norditalien erfunden wurde, besteht wie bei einer Geige aus Fichte und Ahorn, ist aber doppelt so lang und viermal so hoch. Der obligatorische Stachel, mit dem das Violoncello auf dem Boden abgestützt wird, ist erst eine Erfindung des 18. Jahrhunderts. Vorher wurde es wie eine Gambe zwischen die Beine geklemmt. Deshalb durfte das Violoncello lange Zeit nicht öffentlich von Frauen gespielt werden. Das Einklemmen zwischen den Beinen galt Puritanern als zu anzüglich.

Doch auch im Stehen wurde gespielt. Dazu stützte man das Cello auf einem Schemel ab oder schnürte es mit einem Band am Körper fest. In der Barockmusik entwickelte sich das Cello dann vom Generalbassinstrument zum Soloinstrument. Erstmals komponierte Giulio Cesare Arresti 1665 Solosonaten fürs Violoncello. Die beliebtesten Solo-Suiten stammen aber sicherlich von Johann Sebastian Bach. Kein Cello-Schüler kommt heute an ihnen vorbei. Und der wohl berühmteste Cellist des 20. Jahrhunderts, Pablo Casals, begann keinen Tag, ohne sie zu spielen.

Kammermusik, Rock, Metal

Das Cello als Solist des Instrumentalkonzerts etablierten dann Antonio Vivaldi und Luigi Boccherini. Spätestens in dieser Zeit lief das vielseitiger einsetzbare Violoncello der weitverbreiteten Viola da Gamba endgültig den Rang ab. In der Vorklassik kam die Gambe völlig aus der Mode. Danach komponierte Joseph Haydn zwei der heute meistgespielten Cellokonzerte. Aber erst in der Romantik wurde das Cellokonzert so richtig populär dank Robert Schumann, Anton Dvorak oder Peter Tschaikowsky.

Heute ist das Violoncello im Orchester, in der Kammermusik und als Soloinstrument nicht mehr wegzudenken. Und selbst in der Pop- und Rockmusik wird Cello gespielt, vom Electric Light Orchestra bis zur finnischen Rock-Gruppe Apocalyptica, die Heavy Metall-Songs auf elektronisch verstärkten Celli spielt.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 22. Juli 2018, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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