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Wartburg Sängerkrieg und Martin Luther

Bald 1.000 Jahre ist sie alt, die Wartburg, Schauplatz des legendären Sängerkrieges und Wohnort des "Junkers Jörg", der hier das wichtigste Buch der christlichen Welt übersetzte.

Wartburg in Thüringen | Bildquelle: picture alliance/chromorange

Bildquelle: picture alliance/chromorange

Wer heute der Wartburg einen Besuch abstattet, der wird irgendwann im Sängersaal vor dem großen Fresko von Moritz von Schwind stehen, auf dem Schwind Mitte des 19.Jahrhunderts den berühmten Sängerkrieg gemalt hat. In der Mitte eine Inschrift: "In diesem Saale wurde der Sängerstreit gehalten den 7ten Juli 1207 dem Geburtstag der Heil. Elisabeth."

Der Sängerkrieg - Fiktion mit echten Personen

Was allerdings nicht der Wahrheit entspricht. Der Sängerkrieg, in dem einige der bedeutendsten Minnesänger gegeneinander antraten, darunter Walter von der Vogelweide und Wolfram von Eschenbach, ist erfunden, eine Legende, wenn auch mit realen Personen. Die Kontrahenten maßen sich im Fürstenlob, dem Verlierer drohte der Tod. Überliefert ist diese Legende in unterschiedlichen mittelalterlichen Handschriften des 13. Jahrhunderts, in Form von Sangspruchgedichten. In der Jenaer, auch in der Colmarer Liederhandschrift. Im Codex Manesse ist der Sammlung ein Bild vorangestellt, da sind die Sänger abgebildet und darüber der Landgraf Hermann von Thüringen und seine Gattin, an deren Hof der Sängerkrieg stattgefunden haben soll.

Auch später noch erlagen Autoren dieser faszinierenden Geschichte: E. T. A. Hoffmann und Novalis nutzten die Erzählung für eigene Werke. Und nicht zuletzt Richard Wagner ist es zu verdanken, dass die Legende der wetteifernden Sänger nach wie vor einen festen Platz im Kulturkanon hat. 1845 wurde seine Oper "Tannhäuser oder der Sängerkrieg auf der Wartburg" uraufgeführt, in der er der Sängerkrieg-Legende noch eine weitere Figur, eben den Tannhäuser, hinzufügte.

Luthers Zufluchtsort

Luther Stube in der Wartburg in Thüringen | Bildquelle: picture-alliance/dpa Bildquelle: picture-alliance/dpa Durch den Festsaal, in dem auch heute noch Konzerte stattfinden, gelangt man in die Lutherstube, einen kleinen, kargen Raum mit grünem Kachelofen und einem Schreibtisch. In dieser Kammer saß Martin Luther ab dem 4. Mai 1521, nachdem er für vogelfrei erklärt worden war und auf der Wartburg Zuflucht gefunden hatte. Er ließ sich Haare und Bart wachsen und nannte sich "Junker Jörg". Diese Veränderung und das Gerücht, er sei längst tot ließen ihn zumindest eine Zeit lang in Sicherheit leben. "Ich sitze hier den ganzen Tag müßig und mit schwerem Kopfe." Martin Luther. Das schrieb Luther in einem Brief an Philipp Melanchthon, obwohl er doch die Zeit seines Hausarrests auf der Wartburg zu nutzen wusste: hier übersetzte er das Neue Testament ins Deutsche.

"Denn man muss nicht die Buchstaben in der lateinischen Sprache fragen, wie man deutsch reden soll." Martin Luther

Der Sängerkrieg und der knapp einjährige Aufenthalt des Junkers Jörg: nur zwei Ereignisse aus der bald tausendjährigen Geschichte der Wartburg, die heute UNESCO Weltkulturerbe und ein Touristenmagnet ist, im Lutherjahr 2017 ganz besonders.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 3. September 2017, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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