Ohne Byrd ist die englische Spätrenaissance nicht denkbar: von ihm ist uns Musik aller Gattungen überliefert, und sein geistliches Oeuvre umfasst sowohl protestantische als auch katholische Werke.
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Als William Byrd geboren wird, das dürfte 1540 gewesen sein, befindet sich England in einem Zustand religiösen Umbruchs. Heinrich VIII. hat sich und sein Land einige Jahre zuvor von der katholischen Kirche losgesagt und eine eigene, Protestantische begründet. Der König ist Protestant, und katholisch sein ist verboten. Katholiken werden gefoltert, katholischen Priestern droht die Todesstrafe, eine katholische Messe zu feiern ist verboten. William Byrd ist Katholik. Und er wird trotzdem eine beispiellose Karriere machen, auch als Komponist von Kirchenmusik.
Als Chorknabe singt Byrd dennoch erstmal katholische Kirchenmusik - Königin Maria I. hat den Römischen Ritus wieder eingeführt. Marias Herrschaft dauert allerdings nur fünf Jahre, und ihre Nachfolgerin Königin Elizabeth I. kehrt zurück zum Protestantismus. William Byrd hat mittlerweile eine Stelle als Organist und Chorleiter in Lincoln, und seine Bezahlung ist deutlich höher als üblich. Er wechselt bald nach London, wo er schnell auf sich aufmerksam macht, auch am Königshof. Elizabeth I. verleiht ihm gemeinsam mit Thomas Tallis das Privileg des Musikdrucks.
Doch Byrd fällt nicht nur positiv auf, als Musiker und Komponist. Mehrfach gerät er mit dem Gesetz in Konflikt, einmal, weil er sich weigert, ein von ihm nur gepachtetes Anwesen zu verlassen. Und immer wieder, weil er der Pflicht des Gottesdienstbesuchs nicht nachkommt. Byrd genießt allerdings Privilegien, so kann er beispielsweise seine katholischen Messen drucken, wenn auch ohne seinen Namen auf dem Titelblatt. Gesungen werden diese Messen bei heimlichen Zusammenkünften in Privathäusern.
Als William Byrd 1623 mit über 80 Jahren stirbt, hinterlässt er ein auffallend großes und breit gefächertes kompositorisches Werk. Neben Motetten, Messen für den katholischen und liturgischer Musik für den protestantischen Gottesdienst sind uns etliche Lieder und einige Stücke für Consort sowie Musik für Tasteninstrumente überliefert. Letztere findet sich im berühmten Fitzwilliam Virginal Book, einer Sammlung englischer Instrumentalmusik.
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 3. Februar 2013, 13.05 Uhr auf BR-KLASSIK