Wolfgang Carl Briegel gehört zu den zu Unrecht fast vergessenen Komponisten der Barockzeit. Als Liedkomponist, der dem BR Klassik-Tafel-Confect zusammen mit Valentin Rathgeber seinen Namen gab, hätte er eine Renaissance verdient.
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"Er muss ungemein leicht producirt haben, denn die Zahl seiner hinterlassenen Werke ist sehr bedeutend. Sie tragen den Stempel rascher und glücklicher Erfindung, zeigen dabei eine gewandte Handhabung des Tonsatzes und der Form und wurden ihres angenehmen Gesangs und ihrer gefälligen Art wegen schnell und in weiten Kreisen beliebt."
So urteilte die Allgemeine Deutsche Biographie noch im Jahr 1876 über Wolfgang Carl Briegel. Heute dagegen gehört der Komponist zu den Vergessenen der Barockzeit. Während viele seiner Kollegen von Abel bis Zelenka kleine Renaissancen erlebten, wird Briegel in Konzerten kaum gespielt und Tonaufnahmen seiner Werke gibt es nur ganz wenige.
Neben Instrumentalsuiten und Singspielen für die Höfe in Gotha und Darmstadt, komponierte Wolfgang Carl Briegel vor allem Vokalmusik. Wahrscheinlich als erster vertonte er Gedichte des großen Barocklyrikers Andreas Gryphius. Und die Sendung "Tafel-Confect" aus dem Studio Franken, die am 2. November 1952 das erste Mal im Bayerischen Rundfunk ausgestrahlt wurde, verdankt dem Komponisten nicht weniger als ihren Namen. Denn schon vor seinem Kollegen Valentin Rathgeber hatte auch Wolfgang Carl Briegel ein munter-unterhaltsames "Musicalisches Tafel-Confect" komponiert.
Auch als Komponist einfacher Gebrauchsmusiken für die kirchliche Praxis machte er sich einen Namen. Zusammen mit seinem Schwiegersohn gab er ein Gesangbuch heraus, das in Hessen weit verbreitet war. Außerdem zählt Wolfgang Carl Briegel mit zu den Wegbereitern der geistlichen Kantate des 18. Jahrhunderts.
Der Sohn eines Apothekers wurde wegen seiner schönen Sopranstimme in den Hauptchor der Frauenkirche in Nürnberg aufgenommen, wo er seine musikalische Ausbildung erhielt. Briegel lernte bei Staden und Kindermann den italienischen Stil kennen und fand seine erste Anstellung als Organist an der Johanneskirche in Schweinfurt. 20 Jahre lang war er am Hof von Sachsen-Gotha tätig. Nicht nur als Hofkapellmeister, sondern auch als Musikerzieher der fürstlichen Familie. Und über 40 Jahre lang leitete er danach die Hofkapelle in der Darmstädter Residenz. Doch als sich der Musikgeschmack der Zeit änderte, wurde der 83-Jährige vom heute wesentlich bekannteren Christoph Graupner abgelöst. Ein eher unrühmliches Ende des altgedienten Musikchefs. Denn Graupner schrieb später, er hätte gesehen, dass "dem Alten die Gage genommen wurde" und man ihn habe "Hunger leyden lassen". Wolfgang Carl Briegels letztes gedrucktes Werk, das drei Jahre vor seinem Tod erschien, sind Trauerlieder mit dem bezeichnenden Titel "Letzter Schwanengesang".
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 1. November 2017, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK