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Dirigent Bernard Haitink "Man muss ein Orchester inspirieren"

Am 4. März wurde Bernard Haitink 89 Jahre alt. Wenige Tage später leitet der Niederländer im Münchner Gasteig das BR-Symphonieorchester. Auch der Chor des BR ist diesmal dabei, denn zur Aufführung gelangt Johannes Brahms' Deutsches Requiem". Eine persönliche Würdigung von Volkmar Fischer.

Bildquelle: Clive Barda

Das Porträt zum Anhören

Die Niederlande haben bisher keine vergleichbar starke Dirigentenpersönlichkeit hervorgebracht wie Bernard Haitink. In seiner Generation ist das Gegenteil von Eitelkeit unter international renommierten Dirigenten selten anzutreffen. Haitink erarbeitet sich Partituren immer vollkommen unprätentiös und sachdienlich. Als "Handwerker" unter "Handwerkern" fühlt er sich. Kein Wunder, dass er als Tutti-Geiger begann. Bei aller Energie im Bewegungsablauf ist ihm als Dirigent nichts so fremd wie das Selbstverliebte eines Taktstockvirtuosen. Auch monumentale Symphonien geraten in den Händen Haitinks kaum jemals ausufernd. Klassisches Ebenmaß und wohlproportionierter Formsinn scheinen selbst kolossalen Instrumentalgebäuden eingraviert, wo sich bei anderen Interpreten das Extraordinäre und Exzentrische in den Vordergrund schiebt.

Wichtig ist, dass man ein Orchester motiviert und inspiriert.
Bernard Haitink

"Ja, die Kunst des Dirigierens ist auch ein bisschen Kunst des Weglassens", sinniert Haitink. "Man fängt an, dass man viel unnötige Sachen macht als junger Dirigent. Und das nützt einem Orchester nichts, das kann auch destruktiv sein. Und man muss sich entwickeln als Dirigent, dass man mit Weniger Mehr erreicht. Natürlich muss man ein Orchester leiten, aber noch wichtiger ist, dass man ein Orchester motiviert und inspiriert."

Kontrolle mit kühlem Kopf

Bernard Haitink ist ein Mann, dessen musikalische Reife im Alter noch wuchs, obwohl sie ihm schon in jungen Jahren gegeben war. Ob als Chef des Concertgebouw-Orchesters Amsterdam, der Dresdner Staatskapelle oder des London Philharmonic Orchestra; ob als Gast beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, bei den Berliner oder Wiener Philharmonikern, auch bei US-amerikanischen Klangkörpern der Spitzenklasse: Haitink übt hellwach mit kühlem Kopf Kontrolle aus – und kommt Mozart ebenso nahe wie Strauss, Schostakowitsch ebenso nahe wie Brahms. Unter den Interpretationen des Dirigenten ragen die der Bruckner- und Mahler-Symphonien heraus.

Regelmäßiger Gast in München

Bernard Haitink | Bildquelle: Todd Rosenberg Bernard Haitink | Bildquelle: Todd Rosenberg Als musikalischer Direktor des Glyndebourne Opera Festival und des Royal Opera House im Londoner Covent Garden widmete Haitink seine Erfahrung gelassen ambitionierten Bühnenwerken, deren Orchesterpart vielfältig und ergiebig ist: Wagners "Ring"-Zyklus etwa, den es mit ihm und dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks auf CD gibt. Schon seit Ende der 50er-Jahre ist er dem damals noch jungen, den Kinderschuhen kaum entwachsenen Klangkörper verbunden. Und seither hat er durch regelmäßige Gastdirigate zum künstlerischen Reifeprozess des Orchesters maßgeblich beigetragen. Kein Wunder, dass Bernard Haitink auch und gerade in München Gefühle der Verbundenheit und Dankbarkeit entgegenströmen.

Bernard Haitink dirigiert Brahms

Johannes Brahms:
"Ein deutsches Requiem"

Donnerstag, 8. März 2018, 20:00 Uhr
Freitag, 9. März 2018, 20:00 Uhr
München, Philharmonie im Gasteig

Sonntag, 11. März 2018, 20:00 Uhr
Hamburg, Elbphilharmonie

Camilla Tilling (Sopran)
Hanno Müller-Brachmann (Bariton)
Chor des Bayerischen Rundfunks
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Leitung: Bernard Haitink

Das Konzert am 9. März wird von BR-KLASSIK live übertragen - im Radio und Videostream auf br-klassik.de/concert

Sendung: "Allegro" am 7. März 2018, 06.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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