Erasbach, 2. Juli 1714: Christoph Willibald Gluck wird geboren. Als Komponist, der hauptsächlich Opern schrieb, hatte er ein besonderes Ziel: Die Musik soll wieder Dienerin des Wortes werden. Seine Reformen waren nicht unumstritten, wirkten aber weit über Glucks Lebzeiten hinaus.
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"Mit wenigen Groschen in der Tasche, verließ ich heimlich das elterliche Haus und wanderte. Unterwegs verschafften mir Lieder auf meiner Maultrommel bei Bauersleuten Nahrung und Nachtherberge. An den Sonn-und Festtagen spielte ich in den Dorfkirchen bald dieses, bald jenes Instrument, galt für einen Virtuosen." Mit diesen Worten erinnert sich Christoph Willibald Gluck an seine Jugendzeit. Man merkt: Er ist ein konsequenter und mutiger Mann. Eigenschaften, die ihn dazu bringen, den ganzen Opernbetrieb des 18. Jahrhunderts auf den Kopf zu stellen.
Bis dahin ist es ein weiter Weg, doch es fügt sich eins ins andere: Als junger Mann kommt er in Wien an, wird Musiker der fürstlichen Familie Lobkowitz, die wiederum verschafft ihm die Verbindung zum lombardischen Edelmann Antonio Maria Principe Melzi. Melzi lässt ihn Mailand in seinem Orchester spielen, wo Gluck Giovanni Battista Sammartini kennenlernt. Man nimmt an, dass Gluck bei ihm Unterricht bekam. 27 Jahre alt ist er, als seine erste Oper "Artaserse" herauskommt, ein glänzender Erfolg.
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Christoph Willibald Gluck - Dance of the Blessed Spirtis (from 'Orpheus and Eurydice')
Danach reiht sich Auftrag an Auftrag in Italien. 1745 begibt er sich auf Wanderschaft, die ihn zunächst nach England führt. Aufmerksam studiert er die Wirkung von Händels Oratorien auf das Publikum. Dann schließt sich Gluck der Operntruppe der Gebrüder Mingotti an und arbeitet mit ihnen in ganz Europa. Inzwischen kennt er die Oratorien von Händel und alle Arten von Opern, die großen von Lully und Rameau und natürlich die italienischen. In Wien nimmt ihn der Theaterdirektor Giacomo Durazzo unter seine Fittiche und Gluck startet eine atemberaubende Karriere: Vom "Compositore" arbeitet er sich zum "Direttore generale della musica" hoch. Zudem noch ausgestattet mit einer Pension und einem Vierjahresvertrag, der ihm ein stattliches jährliches Gehalt sichert.
Finanziell unabhängig kann Gluck sein Ideal einer Oper angehen: Die Musik soll wieder Dienerin des Wortes werden. Wie fasst er dieses Idel zusammen? "Mein Zweck war, die Musik zu ihrer eigentlichen dramatischen Bestimmung zurück zu führen, da sie nämlich dem poetischen Ausdruck zu Hilfe kommt, und das Interesse der Fabel verstärkt, ohne die Handlung zu unterbrechen, oder solche durch unnütze und überladene Zierraten frostig zu machen." Damit entfacht Gluck einen gewaltigen Opernstreit; seine Reformideen wirken noch weit über das 19. Jahrhundert hinaus.
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Sendung: "Allegro" am 2. Juli 2021 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK