Noch Stunden vor dem Konzert allerdings sitzen die sechs Musiker hinter der Bühne und müssen abwarten, ob sie überhaupt singen dürfen. Ihr Konzert in der Münchner Tonhalle ist zwar restlos ausverkauft, doch das hat die zuständigen Behörden nicht davon abgehalten, den Auftritt der Comedian Harmonists kurzerhand abzusagen. Warum?
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In den Behörden sitzen mittlerweile die Nationalsozialisten - und die lieben Willkür. Anfang März 1934, nur wenige Tage vor dem Münchner Konzert, hatte Propagandaminister Joseph Goebbels verfügt, dass Arier und Nicht-Arier in Nazi-Deutschland nicht mehr miteinander auftreten dürfen. Die Comedian Harmonists bestehen allerdings zur Hälfte aus jüdischen Musikern.
Eine Sondergenehmigung ermöglicht ihnen noch, die geplante Tournee durch Süddeutschland zu absolvieren. Die Konzerte in Bamberg und Schweinfurt finden statt. In Hof jedoch nehmen die Nazis den Saal in Beschlag, das Konzert muss ausfallen. Der Auftritt in München wird schließlich ganz untersagt. Erst wenige Stunden vor dem Auftritt kann ein eilig hinzugezogener Anwalt bewirken, dass die Comedian Harmonists nun doch auftreten dürfen. Allerdings gibt es Auflagen: keine Presse, keine Berichterstattung.
Unter diesem Druck gehen sie auf die Münchner Bühne: die Tenöre Ari Leschnikow, Erich Collin und Harry Frommermann, der Bariton Roman Cycowski, der Bassist Robert Biberti und der Pianist Erwin Bootz. Noch bevor sie auch nur einen einzigen Ton anstimmen können, brüllt, pfeift und applaudiert das Publikum enthusiastisch. Jeder an diesem Abend weiß, es ist das letzte Konzert der Comedian Harmonists in Bayern. Standing Ovations am Ende.
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