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Mrs. Hall geht Claude Debussy auf die Nerven Hartnäckig bis zum Hit

Jahrelang belagerte die in Boston geborene und Paris erzogene Elise Hall den Komponisten Claude Debussy, für sie ein Werk für Saxophon zu komponieren – ein damals noch sehr junges Instrument. Den Tipp dazu gab ihr übrigens ein amerikanischer Chirurg, Mrs. Halls Ehemann. Ob Debussy selbst seine Rhapsodie für Saxophon jemals selbst gehört hat, ist indes fraglich.

Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Es war ein Fehler gewesen - er hatte nicht nur den Auftrag, sondern als Vorschuss auch Geld angenommen. So stand Claude Debussy in der Bringschuld. 1895 hatte Elise Boyer Hall den französischen Komponisten beauftragt, ein Werk für das von ihr bevorzugte und gespielte Instrument zu schreiben – für das Saxophon.

Von der Militärkapelle ins Orchester

Das Saxophon hatte der Instrumentenbauer Adolphe Sax erst 1846 patentieren lassen. Gedacht war es von ihm als Klangerweiterung bei Militärkapellen, wurde aber allmählich auch von Orchestermusik-Komponisten entdeckt. Dass sich Komponisten der klassischen Musik für das Saxophon erwärmten, daran hatte Elise Hall wesentlichen Anteil. Bei immerhin 22 zeitgenössischen Komponisten gab sie Werke in Auftrag und erweiterte so wesentlich das Repertoire.

Krankheitskurierendes Blasintrument?

Elise Hall stammte aus Boston, die Familie hatte französische Wurzeln. So konnte Elise ihre Erziehung in Paris genießen, anschließend heiratete sie einen amerikanischen Chirurgen. Der gab seiner Frau einen folgenreichen Rat. Er empfahl ihr, ein Blasinstrument zu erlernen, um ihre gesundheitliche Schwäche zu kurieren. Elise Hall wählte das Saxophon. Welches genau ihre gesundheitliche Schwäche war, darüber gibt es verschiedene Ansichten. Allgemein nimmt man an, dass das Blasinstrument ihren Atemapparat stärken sollte. Doch Elise Hall litt daran, dass ihr Gehör zunehmend schwächer wurde. Was freilich auch durch das Spielen des Saxophons nicht behoben werden kann.

Auftragsannahme aus Geldnot

Die Saxofonistin Elise Boyer Hall | Bildquelle: Wikimedia Commons Elise Boyer Hall. Sie gab Debussys Rhapsodie für Saxophon in Auftrag. | Bildquelle: Wikimedia Commons Kurz nachdem der Ehemann von Elise Hall verstoben war, traf in Boston ein herausragender Oboist, Georges Longy, ein. Er wurde ihr Saxophonlehrer. Die reiche Amateurmusikerin lernte begierig und engagierte sich als Mäzenin im aufblühenden Musikleben ihrer Stadt. Doch wie sehr sie sich auch für das Saxophon begeistern konnte, traf Elise Hall doch auf eine eher desaströse Lage. Kaum ein ernst zu nehmender Komponist hatte etwas für ihren Liebling geschrieben. Also half die wohlhabende Amerikanerin dem durch Aufträge ab. 1895 wandte sie sich an Claude Debussy. Der hatte keine Erfahrung mit dem Saxophon, es interessierte ihn auch nicht sonderlich. Allerdings brauchte er dringlich Geld. Nahm daher den Auftrag an – und vergaß ihn gleich wieder. Elise Hall aber nicht. Als sie 1904 in Paris eine Komposition von Vincent D'Indy zur Uraufführung brachte – auch von ihr in Auftrag gegeben –, da belagerte sie Debussy und forderte ihre Komposition ein. Debussy hatte sich gerade "Pelléas et Melisande" abgerungen und damit einen großen Schritt in die Moderne gewagt. Jetzt komponierte er "La Mer". Was sollte ihm da ein Saxophon?

Langwierige und widerwillige Fertigstellung

Elise Hall allerdings war eine Frau mit vielen Qualitäten. Sie hatte Ausdauer, Stehvermögen, man darf da sogar von einer gewissen Penetranz sprechen. Sie schaffte es, dass Debussy der Uraufführung von D'Indys Saxophonwerk beiwohnte. Ob sie wusste, dass Debussy das kaum beflügeln konnte? Dennoch wurde dem Impressionisten wohl langsam deutlich, dass er um diesen Auftrag nicht herumkommen würde. Weitere vier Jahre brauchte es, dann hatte er eine Fassung zu Papier gebracht. 1911 dann hatte Elise Hall Debussys Noten in den Händen.

Koloriert mit spanischen und maurischen Elementen

Debussy hat sich durchaus an die Wünsche seiner Auftraggeberin gehalten. Seine Rhapsodie ist koloriert mit spanischen und maurischen Elementen, was Mrs Hall schätzte. Genauso wie die freie Form der Rhapsodie. Doch Mrs Hall musste ihr Instrument im Orchesterklang ziemlich versteckt erleben. Damit war sie ganz und gar nicht zufrieden. Claude Debussy hat seine Rhapsodie niemals gehört. Elise Hall hat sie nie öffentlich aufgeführt.

Sendung: "Piazza" am 19. Oktober 2019 ab 8:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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