Als Pianist und Komponist feierte Enrique Granados nicht nur in Spanien große Erfolge. Und neben Manuel de Falla, Isaac Albéniz und Joaquin Turina galt er als einer der spanischen Nationalklassiker, die ihrem Heimatland wieder eine eigenständige Musiksprache verliehen. Am 27. Juli wäre Granados 150 Jahre alt geworden.
Bildquelle: Bibliothèque nationale de France
Es war ein Paradies, in dem der kleine, introvertierte Enrique Granados y Campina seine ersten Lebensjahre verbrachte. Orangen und Zitronenbäume standen vor seinem Zimmerfenster, in das der Duft eines üppigen Blumengartens wehte. Vieles von dem scheint man auch in Granados späterer Klaviermusik wieder zu hören. Die frühen Jahre auf Teneriffa, wo sein Vater als Offizier stationiert war, endeten bald. Die Familie zog nach Barcelona und der musikbegeisterte Enrique bekam Musikunterricht. Er wurde gut, sehr gut sogar, gewann Preise, verdiente sein Geld mit Klavierschülern und durch Spielen in Caféhäusern.
Aus dem Café-Klavierspieler wurde ein Erneuerer der spanischen Musik. Das lag auch an dem exzellenten katalanischen Pädagogen Felipe Pedrell. Er nahm sie alle unter seine Fittiche: Isaac Albéniz, Manuel de Falla und Enrique Granados. "Seine Stunden hatten weniger den Charakter eines geregelten Unterrichts. Sie waren eher Diskussionen, wobei wir nicht über Regeln, Lösungen oder technische Hieroglyphen sprachen, sondern über kultivierten, feinfühligen Stil", so ein Schüler über Pedrell. Und den entwickelte Granados: als Mensch, Künstler und Pädagoge. Humorvoll, kultiviert, bescheiden und vornehm, so sahen ihn seine Schüler an der "Granados Akademie".
"Die Gräfin von Chinchón",Gemälde von Francisco de Goya, 1800 | Bildquelle: picture alliance/akg-images Granados' Liebe zur Malerei gipfelte in dem meisterhaften Klavierzyklus "Goyescas", inspiriert durch Bilder seines Landsmannes Francisco de Goya: "Ich habe mich in Goyas Psychologie genauso verliebt wie in seine Palette. Ich verbringe meine Zeit mit ihm, mit der Herzogin von Alba und ihrem Hofstaat, ihren Streitereien und Liebesaffären, begeistert vom zarten Rosa ihrer Wangen und dem Perlmutt-Schimmer ihrer Hände."
Granados ließ sich überreden, aus dem Klavierzyklus eine Oper zu machen. Die Uraufführung der "Goyescas" fand 1916 in New York statt. Der Jubel drang bis zu US-Präsident Woodrow Wilson. Er lud den Spanier zu einem Konzert ins Weiße Haus ein. Granados spielte für den Präsidenten und verschob seine Heimreise. Eine fatale Entscheidung. Er musste ein späteres Schiff nehmen - und das wurde am 24. März 1916 von einem deutschen U-Boot torpediert. Beim Versuch, seine Frau zu retten, ertrank der 48-jährige Granados im Ärmelkanal.
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