Im ersten James-Bond-Film "James Bond jagt Dr. No" wurde als Komponist des Scores Monty Norman angegeben - und das ist er auch laut einem Gerichtsurteil von 2001. John Barry aber erzählte Matthias Keller bei einem Treffen vor einigen Jahren eine ganz andere Geschichte.
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Dr. No • James Bond Theme • Monty Norman
"Themeology" heißt eine John Barry-CD, von der eine berühmte Aufnahme des James-Bond-Themes stammt, eingespielt von John Barry mit seinem Orchester bzw. seiner Big Band. Denn, wie John Barry Matthias Keller erzählte, eigentlich hat er das Thema komponiert.
"Eigentlich hatte man Monty Norman für die Filmmusik angeheuert", erzählte Barry. "Aber es gab da offenbar Probleme. Also ermpfahl Noah Rodgers, damals Musikchef von United Artists in London, mich bei den Produzenten. Denn ich hatte zu dem Zeitpunkt 2 oder 3 Hits in England gelandet - instrumentale Hits, was damals eher selten war. Erfolgreiche Instrumentals auf Schallplatte gab es kaum. Jedenfalls wurde ich also empfohlen."
Man rief mich an und sagte: wir brauchen die Musik bis Mittwoch!
"Man rief mich also an; es gab ein Meeting am Samstagmorgen - nicht mit dem Produzenten sondern mit Mr. Norman. Und Noah Rodgers, den ich fragte, bis wann die Musik benötigt werde, antwortete: wir brauchen sie bis Mittwoch! Man gab mir ein genaues Timing von zwei Minuten soundsoviel, denn die Titelsequenz war bereits fertig. Ich ging also heim, fing an zu arbeiten, und am Mittwoch standen wir im Studio und nahmen auf."
Sean Connery als James Bond in "James Bond jagt Dr. No" | Bildquelle: BR/ARD/Degeto Das Resultat dieser Aufnahme ist ein legendäres Stück Film-Geschichte. Ungaublich aber wahr: John Barry hatte weder den Film gesehen, noch die Bücher von Ian Flemming gelesen. Er kannte nur kurze James-Bond-Comics aus einer englischen Tageszeitung und wusste, dass es um Spionage und Action geht. Faszinierend, wie jemand dennoch musikalisch den Nagel dermaßen präzise auf den Kopf treffen kann.
In den sogenannten Film-Credits wird Barry als Komponist bzw. Mit-Komponist geflissentlich verschwiegen, obwohl er es offenbar gewesen ist, der den James-Bond-Erstlings "Dr. No" vor einem peinlichen Fehlstart gerettet hat. Finanziell hat sich das zunächst übrigens nicht gelohnt.
"Ehrlich gesagt habe ich damals 250 englische Pfund bekommen - und die Information, dass das Ganze, falls erfolgreich, eventuell in Serie gehen würde und ich dann möglicherweise die Folgeteile machen könnte. Es war also genaugenommen ein Glücksspiel, aber ich stand ja gerade am Anfang meiner Laufbahn und hätte wahrscheinlich alles angenommen, nur um ins Geschäft zu kommen - also hieß es zugreifen."
Immerhin hat der fünffache Oscar-Preisträger Barry im Laufe seiner Filmmusik-Karriere zwölfmal für den Doppelnull-Agenten gearbeitet. Und auch seine musikalischen Erben wie Bill Conti, Marvin Hamlish, David Arnold oder aktuell Thomas Newman profitieren seither von seinem thematischen Geistesblitz. Der zwar seit einem Gerichtsurteil 2001 offiziell derjenige von Monty Norman gewesen sein soll. Aber ohne Barrys damaligen Pragmatismus als Bandleader wäre dieses Stück Filmgeschichte wohl kaum denkbar gewesen.