Zusammengesetzt ist das Orchester aus 30 enthusiastischen Herren, die dem populären Profi-Unterhaltungsorchester des Österreichers Josef Gung'l nacheifern. Der mischt seit 1864 in der öffentlichen Musikszene mit und bietet für viele eine willkommene Abwechslung zum Orchester der Hofoper und den vielen Militärkapellen.
Bildquelle: Wilde Gungl
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"Im Stil dieses Orchesters wollten die ersten Spieler musizieren. Da aber unser Laienorchester nicht die echte Gung’l war, nannte sie sich die 'wilde', ähnlich wie man eine nicht legitime Ehe eine wilde nennt", so das ehemalige Mitglied Hans Raff.
Zur Begleitung der Münchner Liedertafel und des Bayerischen Sängerbunds finden sich die Herren ebenfalls zusammen. Allwöchentlicher Treffpunkt ist das Probelokal "Zu den drei Rosen" am Rindermarkt. Franz Strauss kennt die Liebhaber seit seinem Gastdirigat im Münchner Bürgervereinssaal. Jetzt probt er für die musikalische Unterhaltung im Februar.
"In der ersten Abteilung wurden kürzere Stücke meist seriösen Charakters gebracht (…), in der zweiten Abteilung eine Symphonie aus dem Bereich der Klassik und Romantik (...). Die dritte Abteilung war überwiegend der leichteren Muse gewidmet."
Franz Strauss | Bildquelle: picture-alliance / akg-images Dann darf auch geraucht und bis zum Morgengrauen getanzt werden. Doch nach und nach vernachlässigt Strauss die Unterhaltungsmusik. Sein künstlerischer Geschmack geht in eine andere Richtung. Und so stehen auch mal Eigenkompositionen auf dem Programm, nebst Werken von Sohn Richard, dessen Karriere 1882 am dritten Pult der ersten Violinen beginnt. Seine Gavotte, der Festmarsch op.1, die d-Moll-Symphonie und seine Festmusik werden in den kommenden Jahren aufgeführt, wobei der junge Richard mitunter selbst den Stab in die Hand nimmt.
Dieser Franz Strauss hat behutsam unser Orchester auf den heutigen Weg geführt.
1885 geht Richard als Dirigent nach Meiningen, während Vater Strauss weiter die Geschicke des Orchesters bis 1896 lenken wird. Sein letztes Konzert bestreitet der gesundheitlich Angeschlagene mit Haydns Vierter Symphonie und zwei eigenen Stücken für Waldhornquartett. Dann tritt Franz Strauss zurück. Die Wilde Gungl wird in den kommenden Jahren noch unter vielen Dirigenten weiterspielen und bis heute das Münchner Musikleben mitgestalten.
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