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Was heute geschah – 12. Juli 1996 Gottfried von Einem stirbt

Oberdürnbach, 12. Juli 1996: Gottfried von Einem stirbt. Einst war er ein Großstadtmensch gewesen, ein Netzwerker, ein Tausendsassa. Seine Opern hatten Triumphe gefeiert in den Metropolen der Welt, seine Connections reichten bis in die höchste Politik. Doch das ist lange her. Jetzt lebt Gottfried von Einem zurückgezogen im Waldviertel, komponiert im Sommer in einem alten Holzfällerhaus. Seine Frau hat ein Faible fürs Übersinnliche, kommuniziert mit Geistern, hört Stimmen von Toten.

Bildquelle: © Peter Schramek

Was heute geschah zum Anhören

An einem Juliabend trinken die beiden eine Flasche Wein. Der 78-jährige war ein paar Tage zuvor auf der Terrasse gestürzt, mitten über der Arbeit an seinem Streichtrio. Der Komponist hat Kopfweh, seine Frau hilft ihm zu Bett. Gottfried von Einem schläft ein, fällt ins Koma, stirbt in jener Sommernacht. Sein Nachbar aber hat eine merkwürdige Begegnung.

Der Geist auf der Terrasse

"Als ich mich ins Bett legte, sah ich auf einmal ein intensives Grün, Weinblätter, während ich gleichzeitig zu schweben schien", berichtet er. "Gottfried war auf der Terrasse, aber er sah nicht aus wie sonst. Kein Bart, keine weißen Haare. 'Was ist eigentlich', fragte Gottfried, 'geschehen? So sag mir doch, Dietmar, was ist passiert?' Er fragte sehr eindringlich. Und obwohl ich doch um ihn trauerte, sagte ich jetzt beinhart: 'Du bist gestorben. Das tut mir zwar leid für dich, aber du musst es zur Kenntnis nehmen.' Gottfried war deprimiert und enttäuscht. Der Zeitpunkt kam ungelegen, er hatte noch etwas vor."

Gottfried von Einem über das Jenseits

"Ich habe immer in der unmittelbaren Nachbarschaft des Todes gelebt. Parapsychologische Grenzerfahrungen haben mich dazu gebracht, den Übergang in den Tod nicht zu fürchten. Ich habe in den Nächten im Waldviertel höchst Merkwürdiges erfahren, Klänge, wirklich nicht von dieser Welt."

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Gottfried von Einem: Wandlungen (1956) | Bildquelle: Wellesz Opus (via YouTube)

Gottfried von Einem: Wandlungen (1956)

Der Spuk durchs Waldviertel

Ein Nachleben der besonderen Art: Während andere Komponisten in ihren Werken weiterleben, spukt Gottfried von Einem durchs Waldviertel. Er poltert durch das Haus, in dem er früher gelebt hat, erschrickt den neuen Eigentümer, führt Gespräche aus dem Jenseits mit seiner Witwe. Ihre Protokolle füllen ein ganzes Buch. Glaubt man ihnen, gibt der Tote ein Jahr lang keine Ruhe, grantelt, hadert. Bis er schließlich eins wird mit einem höheren Sein: "Ich bin das Weiße Licht, und ich bin Sphärenmusik."

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 12. Juli 2021 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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