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Georg Friedrich Händel Seine legendären Wutausbrüche

Eine widerspenstige Operndiva mal kurz aus dem Fenster halten? Oder Orchestermusiker mit der großen Pauke bewerfen? Georg Friedrich Händel wurde für seine Kraft und Leidenschaft von den Zeitgenossen bewundert - für seine cholerischen Anfälle allerdings eher weniger.

Bildquelle: picture-alliance / akg

Als Händel Leiter der königlichen Akademie in London wurde, wurde er auch gleichzeitig Intendant eines Opernhauses für das er selbst die meisten Opern schrieb - über 40 an der Zahl. Seine größte Herausforderung bedeutete jedoch nicht das Komponieren, das ging ihm leicht von der Hand. Was Händel wirklich alle Nerven kostete, waren die Launen der Sänger. Sie waren damals die absoluten Herrscher der Bühne. Wenn einem der hochbezahlten, meist italienischen Stars eine Arie nicht gefiel, musste sie widerspruchslos geändert werden. Selbst große Komponisten wie Scarlatti oder Corelli hatten Probleme sich durchzusetzen. Händel aber nicht.

Eine Diva aus dem Fenster halten

Er hatte gerade den berühmtesten weiblichen Star engagiert, Francesca Cuzzoni. Ganz London war aus dem Häuschen: "Verdammt, das Weib hat ein Nest von Nachtigallen im Bauch!" Ja, sie hatte eine herrliche Stimme, aber auch den Teufel im Leib. Bei der Probe zur Oper "Ottone" weigerte sie sich widerspenstig, die Arie "Falsa imagine" zu singen. Da ergriff Händel sein berüchtigter Jähzorn: "Oh Madame, ich weiß wohl, dass Sie eine leibhaftige Teufelin sind, aber ich will Ihnen zeigen, dass ich Beelzebub, der Teufel Oberster bin!" Händel packte die kreischende Diva und hielt sie kurz entschlossen aus dem Fenster des zweiten Stockes, hoch über die Köpfe der erschrockenen Passanten. Cuzzoni hat infolgedessen die Arie gesungen - und sie wurde einer ihrer größten Erfolge. Seitdem verband Händel und die Diva eine besondere Freundschaft.

Verstimmte Instrumente und fliegende Pauke

Die Mischung aus Können und Durchsetzungskraft verschaffte Händel auch bei den stets renitenten Orchestermusikern Respekt. Doch kampflos war auch das Orchester nicht bereit, sich unterzuordnen. Die Musiker wussten, dass Händel die Geräusche beim Stimmen der Instrumente nicht ausstehen konnte. Daher hatte er befohlen, dass bei allen Konzerten, die er dirigierte, die Instrumente gestimmt sein müssten, noch bevor er im Saal eintraf. Eines Tages probten ein paar Witzbolde den Aufstand. Bevor das Konzert begann, verstimmten sie heimlich alle Instrumente.

Händel tritt auf. Tosender Applaus. Händel dankt mit einer knappen Verbeugung, wendet sich seinem Orchester zu und hebt die Hände. Gespannte Stille. Alle Augen richten sich auf ihn. Händel gibt den Musikeinsatz und - erstarrt: Eine widerliche Kakophonie von 50 verstimmten Instrumenten schallt ihm entgegen. Wie ein angestochener Stier pflügt sich Händel durch die Orchesterreihen, wirft die Kontrabässe um, schnappt sich eine Pauke und schleudert sie mit aller Kraft nach dem ersten Geiger. Eine athletische Glanzleistung. Beulen und der Sachschaden waren so beeindruckend, dass die Musiker in Zukunft auf solche Scherze verzichteten.

Thema aus der Sendung "Piazza" am 15. April 2017, 8.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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