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Was heute geschah – 17. Juni 1967 Isang Yun wird entführt

West-Berlin, 17. Juni 1967, 7 Uhr morgens. Das Telefon klingelt bei Isang Yun in Spandau. Verschlafen hebt der koreanische Komponist ab. Der Mann am anderen Ende der Leitung gibt sich als persönlicher Sekretär des südkoreanischen Präsidenten aus. Er habe einen Brief zu übergeben. Die Sache sei dringend.

Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Eigentlich wollte Isang Yun heute nach Kiel fahren, über eine neue Oper sprechen. Stattdessen macht sich der international gefragte Komponist nun auf den Weg zum Hotel Savoy. Dort wartet der Sekretär schon auf ihn, begleitet von zwei muskulösen Männern. Der Brief liege in der südkoreanischen Botschaft in Bonn. Ob es ihm etwas ausmache, gleich mitzukommen. Isang Yun kennt den Botschafter gut. Er ruft seine Frau an: Er müsse kurzfristig nach Bonn fliegen. Dann verliert sich seine Spur.

Mitten in Deutschland verschleppt

Yuns Auto wird Wochen später am Flughafen Tempelhof gefunden, Führerschein und Schlüssel unter der Fußmatte. Da mag noch keiner so recht glauben, was mitten in Deutschland passiert ist. Dass Isang Yun eingesperrt wurde, in einer Dachkammer der koreanischen Botschaft in Bonn. Dass er so lange mit List und Lügen, mit Drohungen und Schlafentzug gefügig gemacht wurde, bis er sich abermals in ein Flugzeug setzen ließ, diesmal ein japanisches. Dass er also am helllichten Tag vom Geheimdienst entführt und nach Südkorea verschleppt worden ist.

Verhängnisvolle Kontakte

Südkorea ist in diesen Jahren eine Militärdiktatur. Isang Yun wird in einem Schauprozess wegen Landesverrats angeklagt, seine Kontakte nach Nordkorea werden ihm zum Verhängnis. Der Staatsanwalt beantragt die Todesstrafe. Doch Yun bleibt unbeugsam, beginnt in Gefangenschaft zu komponieren: Kammermusik in Erinnerung an Jahrtausende alte Grabfresken, die er auf einer Reise nach Pyöngyang gesehen hat.

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Isang Yun (1917-1995): Klaviertrio | Bildquelle: Franz Bannwart (via YouTube)

Isang Yun (1917-1995): Klaviertrio

Rückkehr nach knapp zwei Jahren

Lebenslänglich lautet das Urteil. International ist die Empörung groß. Strawinsky, Karajan, Stockhausen protestieren. Schließlich beugt sich das Regime. 1969 wird Isang Yun freigelassen und kehrt zurück nach Berlin – wo knapp zwei Jahre zuvor alles mit einem ominösen Telefonanruf begonnen hatte.

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch 7:40 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 17. Juni 2021 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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