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Jiří Bělohlávek wird 70 "Als Dirigent habe ich eine Mission"

Der Chefdirigent der Tschechischen Philharmonie Jiří Bělohlávek ist eine Klassik-Legende in seiner Heimat. Er gilt als Spitzen-Interpret tschechischer Komponisten von Dvorak bis Smetana. Heute feiert Jiri Belohlavek seinen 70. Geburtstag.

Dirigent Jiri Belohlavek | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Mehr als ein Broterwerb

„Der Beruf des Dirigenten ist nicht einfach nur ein Broterwerb, sagt Jiří Bělohlávek. "Man hat als Künstler die Mission, seine Interpretation der Musik an das Publikum weiterzugeben." Dieser Auftrag sei "ein wunderschönes Geschenk." Seit über vier Jahrzehnten erfüllt Jiri Belohlavek seine Mission. Bereits mit 26 Jahren stand er am Pult der Brünner Philharmoniker. Rasch wurde man auch in der Hauptstadt auf das außergewöhnliche Talent aufmerksam. 1977 wurde der noch junge Künstler Chefdirigent der Prager Symphoniker.

Tiefe, Glaubwürdigkeit, künstlerische Rechtschaffenheit. Jiri Behlolavek stellte höchste Ansprüche an sein Orchester.
Petr Veber, Musikwissenschaftler

"Ich hatte damals eine klare Vorstellung von der Entwicklung des Orchesters. Das hat der Stadt Prag gefallen und sie haben mir zum Glück das Vertrauen geschenkt", erzählt Bělohlávek. Zwölf Jahre lang - bis zum Fall des Eisernen Vorhangs 1989 - schwang Jiří Bělohlávek den Taktstock an der Moldau. Unermüdlich trieb der ehrgeizige Orchesterleiter seine Prager Symphoniker zu immer neuen Höchstleistungen. In den Proben galt er als streng und kompromisslos, erinnert sich der Musikwissenschaftler Petr Veber. "Von Anfang an stellte er als Dirigent die höchsten Ansprüche an sein Orchester. Es ging ihm um Tiefe, Glaubwürdigkeit und künstlerische Rechtschaffenheit. Diesen Werten ist er sein ganzes Leben treu geblieben."

Ein Dirigent der "alten Zeit"

Die politische Zeitenwende in seiner Heimat ermöglichte Jiri Belohlavek die nächste Stufe auf der Karriereleiter. 1990 wurde er Nachfolger von Vaclav Neumann im altehrwürdigen Prager Rudolfinum. Doch dem selbstbewussten Ensemble der Tschechischen Philharmonie galt Jiri Belohlavek bald als Symbol der alten Zeit.

Die Musiker wollten einen Neuanfang. Für mich ein sehr bitterer Moment.
Dirigent Jiří Bělohlávek

Auf einer Japan-Tournee wählten die Musiker den deutschen Orchesterleiter Gerd Albrecht zu ihrem neuen Chefdirigenten. "Das war sehr schmerzhaft", gibt Bělohlávek zu. "Doch aus dieser Krise sind für mich dann neue Möglichkeiten entstanden." Jiří Bělohlávek gründete mit der Prager Kammerphilharmonie sein eigenes erfolgreiches Orchester. Sein internationales Renommee verschaffte ihm zusätzlich Gastauftritte auf vielen großen Bühnen. 2006 holte ihn das BBC Symphony Orchestra schließlich dauerhaft nach London. Dort reifte er zu einem der bekanntesten Dirigenten weltweit, urteilt Petr Veber. "London hat ihm viel Erfahrung und künstlerische Sicherheit gebracht. Sein Repertoire ist größer geworden aber seine absolute Stärke bleibt die Interpretation tschechischer Musik." Bělohláveks Rückkehr an das Pult der Tschechischen Philharmonie 2012 wurde zum Triumph. Ein dauerhafter Erfolg bis heute, so Konzertmeister Josef Spacek. "Sein großes internationales Ansehen öffnet uns überall die Türen."

Er ist ein Dirigent von Weltformat.
Josef Spacek, Konzertmeister der Tschechischen Philharmonie

Zum 70. Geburtstag wünscht Spacek seinem Chefdirigenten, "dass er die Schönheit unserer Musik noch lange Jahre weiter in der ganzen Welt verbreitet." Geburtstag gefeiert haben Jiří Bělohlávek und die Tschechische Philharmonie übrigens schon vor gut einer Woche - mit einem Konzert vor geladenen Gästen. Am Schluss gab es lang anhaltenden Stehapplaus.

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