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José Carreras auf Abschiedstournee Gibt es ein Leben ohne Gesang?

Als einer der Drei Tenöre wurde er weltberühmt - nun nimmt José Carreras Abschied von der Bühne. Ein Leben ohne Applaus und Publikum sei eine traurige Vorstellung, gibt der große Sänger zu. Doch er hat schon Pläne für die Zukunft.

Bildquelle: imago/Sven Simon

José Carreras auf Abschiedstournee

Gibt es ein Leben ohne Gesang?

Sein Herz hängt an der Bühne, am Publikum, das mit ihm in die Jahre gekommen ist, an den Orten seiner Welterfolge. Der freundliche ältere Herr mit den klaren, großen schwarzen Augen und den weißen Locken kann sich ein Leben ohne den Gesang schwer vorstellen. Traurig sei diese Aussicht. Die alternde Stimme? Alles eine Frage der Disziplin, meint er am Dienstag während einer Pressekonferenz in Berlin.

Die Stimme ist im Italienischen weiblich, 'la voce', und eben sehr kapriziös.
José Carreras

Manchmal brauche die Stimme viel Übung, sagt Carreras, "da muss ich hart an ihr arbeiten." Dann wieder brauche sie vor allem Ruhe. Das Wichtigste sei viel Schlaf. "Und dass man sich an eine strenge, professionelle Disziplin hält."

Einsatz für die Leukämie-Stiftung

Mehrere Jahre wird seine Abschiedstournee dauern, er wird Opernarien, spanische und italienische Volkslieder singen und ein bisschen Operette. Eine zweite Karriere als Opernchef wie Plácido Domingo oder als Dirigent kann Carreras sich nicht vorstellen. Wenn er abtritt, dann, um sich ausschließlich um seine internationale Leukämiestiftung zu kümmern. Sie ist vor allem in Deutschland sehr erfolgreich, 200 Millionen Euro Spenden hat Carreras hier einwerben und verteilen können.

Der FC Barcelona ist meine Schwäche.
José Carreras

Seine andere große Leidenschaft neben dem Singen hat mit seiner Herkunft zu tun. Carreras ist überzeugter Katalane und befürwortet ein Referendum zur Abspaltung seiner Heimat von Spanien. Seit über 30 Jahren ist er Mitglied des FC Barcelona und verfolgt alle Spiele: "In den dunklen Zeiten des Francoregimes Unterstützer des FC Barcelona zu sein, das hieß, das Ideal der eigenen Identität, unserer Traditionen und unserer Sprache zu unterstützen. Deshalb hat der Club solch eine soziale Bedeutung."

Zuhause schreit er den Fernseher an

Wie passt die Rolle eines Alfredo in Traviata oder eines Cavaradossi in der Tosca zum lautstarken Fußballfan? Macht das nicht die Stimme heiser? José Carreras erklärt: "Ich gehe zu keinem Spiel, wenn ich zwei oder drei Tage später Vorstellung habe. Und zu Hause vor dem Fernseher ist es dasselbe. Sonst schreie ich den Fernseher an. Ich reagiere wie jeder Fußballfan. Vor allem, wenn Barcelona spielt."

José Carreras

Weltbekannt wurde José Carreras durch einen Auftritt bei der Fußball-Weltmeisterschaft im Jahr 1990. Damals traten er, Luciano Pavarotti und Plácido Domingo in Rom als "Die drei Tenöre" auf. Carreras befand sich auf dem Höhepunkt seiner Karriere, als er 1987 an Leukämie erkrankte. Dank einer Knochenmarktransplantation konnte er die schwere Krankheit besiegen. 1988 gründete er daraufhin die Carreras-Stiftung, um Geld im Kampf gegen Leukämie zu sammeln.

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