Nürnberg, 3. März 1706. Der Komponist Johann Pachelbel stirbt "an einem Mittwochen, unter dem leisen Singen seines Leib-Liedes: 'Herr Jesu Christ, meines Lebens Licht', im 53sten Jahr seines Alters." Mit einem Lied auf den Lippen hat er sein Leben vollendet, wenn man dem Chronisten Johann Mattheson glaubt. Und mit einem Lied hatte seine Laufbahn auch begonnen: Zwei schlichte Arien sind die frühesten erhaltenen Stücke von Johann Pachelbel.
Bildquelle: MUSICA FRANCONIA
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Das Gesangliche war sein Markenzeichen, erinnert sich Pachelbels Schüler Johann Heinrich Buttstett: "Dass man kantabel setzen soll – diese Regel habe ich nun bald für 40 Jahren von meinem Lehrmeister, dem berühmten Pachelbeln, empfangen." Nicht nur die großen Chöre, nein, sogar die Instrumente beginnen bei Pachelbel zu singen: oft ein bisschen wehmütig, bittersüß, wie ein Lächeln unter Tränen. Besonders anrührend: die vielen Variationswerke, die bei ihm bezeichnenderweise oft "Aria" heißen.
Ganz ohne Worte scheint da einer zu singen, der das Leben in seinen Höhen und Tiefen kennengelernt hat. Der Frau und Kind an die Pest verlor. Der vom Krieg aus dem Amt des Stuttgarter Hoforganisten gejagt wurde. Der aber zugleich in ganz Deutschland für sein Orgelspiel verehrt wurde – auch vom jungen Bach. Den man sogar in Oxford hätte haben wollen. Der dann aber, ganz ohne offizielle Bewerbung, den höchsten Posten bekam, den seine Geburtsstadt zu bieten hatte: Organist an der Nürnberger Sebalduskirche.
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J. Pachelbel. Canon in D Major
Sein bekanntestes Stück ist bis heute ein Ohrwurm, auf der ganzen Welt gepfiffen und gesummt, adaptiert von den Bee Gees, David Bowie oder Kylie Minogue. Mit seinem kantablen Kanon in D ist Johann Pachelbel in den Kanon der abendländischen Musik eingegangen. Und der barocke Musiktheoretiker Martin Heinrich Fuhrmann hatte schon recht, als er Johann Pachelbel – Orthographie hin oder her - zu den drei großen B seines Jahrhunderts zählte: "Buxtehuden, Bachelbeln und Bachen in Leipzig: diese gelten bei mir so viel als Cicero bei den Lateinern."
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Sendung: "Allegro" am 3. März 2021 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK