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Was heute geschah – 31. März 1732 Joseph Haydn wird geboren

Rohrau, 31. März 1732. Joseph Haydn wird geboren. Das Elternhaus steht noch, einstöckig und geduckt. Eine längliche, strohgedeckte Schuhschachtel, die Beethoven noch auf dem Sterbebett als "schlechte Bauernhütte" bezeichnet haben soll. Befremdet davon, dass ausgerechnet hier "ein so großer Mann geboren wurde."

Bildquelle: picture-alliance / Mary Evans Picture Library

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Joseph Haydns Lebensweg würde man heute als klassische Aufsteigerbiographie bezeichnen. Geboren wurde er in eine Handwerkerfamilie in der österreichischen Provinz, gestorben ist er als der berühmteste Komponist seiner Zeit; in der Metropole Wien, Hauptstadt des Kaiserreichs. Aber auch Joseph Haydn wurde den Stallgeruch nicht los. Herkunft ist Schicksal. Was vielleicht erklärt, wieso er, obwohl zu Lebzeiten international geachtet, von den Briten als "Shakespeare der Musik" bejubelt, nach seinem Tod erstmal zum volkstümlichen Komponisten verklärt wurde.

Haydn – der Hausfreund?

Auch das Klischee vom "Papa Haydn" steht dafür. Zumindest, wenn man sich darunter einen gemütlichen, etwas naiven, rotbäckigen, älteren Herrn vorstellt, der genauso gemütliche, naive Musik geschrieben hat. Nett, aber oberflächlich. Ein bisschen, nun, einfach halt. Belebend, aber nicht bewegend. In der Rangfolge der Wiener Klassiker rutscht Haydn jedenfalls schnell von der Pole Position auf den Bronzeplatz. Schuld daran sind die Romantiker, E.T.A. Hoffmann zum Beispiel, aber vor allem Robert Schumann: "Er ist wie ein gewohnter Hausfreund, der immer gern empfangen wird; tieferes Interesse hat er für die Jetztzeit nicht mehr."

Haydn – der Kerl!

Da hätte Schumann mal beim Kollegen Brahms nachfragen sollen. Der ist da nämlich ganz anderer Meinung. "Ich feiere seit Jahren diese Musik! Das war ein Kerl! Wie miserabel sind wir gegen sowas." Und mit dieser Haltung ist Brahms nicht allein. Gefeiert wurde Haydn schon früher. Zumal von seinen Zeitgenossen. "Ich und Mozart schätzten uns sehr", soll Haydn einmal erzählt haben. "Er nannte mich auch seinen Papa".

Haydn – so begann er als Symphoniker

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F.J. Haydn - Hob I:1 - Symphony No. 1 in D major (Hogwood) | Bildquelle: ComposersbyNumbers (via YouTube)

F.J. Haydn - Hob I:1 - Symphony No. 1 in D major (Hogwood)

Haydn – der Experimentator

Da ist er wieder, der Papa. Nur anders. Respektvoll. Immerhin hat Haydn einige der Gattungen erst erfunden oder entwickelt, in den Mozart dann reüssierte. Das Streichquartett etwa. Oder die Symphonie. Wie kein anderer vor ihm experimentiert Haydn außerdem mit dem Orchesterklang. Die Laborbedingungen in der Provinz, auf Schloss Esterhazy, machen dies möglich. "Allzeit neu und frappant" urteilt ein zeitgenössisches Musiklexikon über seine Musik. Übersetzt heißt das: Avantgarde statt Almdudler.

Er hat mehr Intelligenz als fast jeder andere Komponist.
Simon Rattle über Joseph Haydn

Haydn – das Geschenk

Dirigent Sir Simon Rattle | Bildquelle: © Oliver Helbig Schätzt Haydns Musik sehr: Sir Simon Rattle | Bildquelle: © Oliver Helbig Mittlerweile hat sich diese Einsicht glücklicherweise wieder durchgesetzt. Bestes Beispiel ist der Sir, der in zwei Jahren in München übernimmt. Wie war das noch: Belebend, aber nicht bewegend? Was sagt Simon Rattle stattdessen zu Haydn? "Wenn ich nur einen Komponisten mit auf diese ominöse einsame Insel nehmen dürfte, dann wäre es Haydn. Natürlich Haydn! Er hat mehr Intelligenz als fast jeder andere Komponist. Es gibt alles bei ihm: Humor, Tragödie, Angst, Freude ... Was für ein unglaubliches Geschenk, dass es diesen Menschen gab!"

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 31. März 2021 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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