Zum ersten Mal begegnet Ludwig van Beethoven seiner "Unsterblichen Geliebten" Josephine Brunsvik. Wenn sie es denn überhaupt war. Denn eine ganze Reihe weiterer Damen kommen ebenfalls dafür in Frage, Beethovens große, unerfüllte Liebe gewesen zu sein.
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Am 5. Mai 1799 betritt die Gräfin Anna von Brunsvik zusammen mit ihren beiden Töchtern Beethovens Wohnung. Sie sucht einen Klavierlehrer für Therese und deren jüngere Schwester Josephine. Der Klavierlehrer muss vor allem eines: berühmt sein. Denn das macht sich gut auf dem Heiratsmarkt. Die Schwestern haben Talent und sehen obendrein reizend aus - besonders Josephine. Beethoven willigt ein und verliebt sich Hals über Kopf in die 19-Jährige.
Beethoven unterrichtet die Schwestern täglich - und das kostenlos. Außerdem unternimmt er stundenlange Ausflüge mit den Beiden, obwohl er die Zeit dringend zum Komponieren bräuchte. Der Spaß hat ein Ende, als die Mutter einen geeigneten Ehemann für Josephine findet: einen Grafen. Beethoven ist tief getroffen.
Josephine Brunsvik - war sie Beethovens "unsterbliche Geliebte"? | Bildquelle: gemeinfrei
Josephines Ehe verläuft unglücklich. Immer wieder nimmt sie Klavierstunden bei Beethoven, obwohl die Familie das gar nicht gerne sieht. Als Josephines Mann überraschend stirbt, schöpft Beethoven neue Hoffnung: "Tausend Stimmen flüstern mir immer zu, dass Sie meine einzige Freundin, meine einzige Geliebte sind." Josephine erwidert die Gefühle: "Mein Herz haben Sie schon längst." Dennoch zögert sie. Beethoven ist zwar ein Genie, aber ein einfacher Bürger. Und ob er wirklich der geeignete Stiefvater für ihre Kinder wäre? Josephine beharrt auf einer platonischen Freundschaft: "Wie ein frommer Geist den andern - sind Sie dieses Bündnisses nicht fähig? Andrer Liebe bin ich nicht für jetzt empfänglich."
Dann heiratet Josephine ein zweites Mal, wieder einen Adligen. Und auch diese Ehe wird zum Desaster. Nach der Trennung von ihrem Mann wird Josephine schwanger. Sind sie und Beethoven sich doch näher gekommen? 13 Liebesbriefe von Ludwig van Beethoven an Josephine sind erhalten. Ob aber auch seine berühmten Zeilen an die "Unsterbliche Geliebte" ihr galten, wird wohl für immer ein Rätsel bleiben.
"Welche Sehnsucht mit Tränen nach Dir
Dir - Dir - mein Leben - mein Alles!
Leb wohl! O liebe mich fort. - Verkenne nie das treueste Herz Deines Geliebten!
Ewig Dein - ewig mein - ewig uns.“
Als "Unsterbliche Geliebte" wird die Adressatin des berühmten Briefes bezeichnet, den Ludwig van Beethoven im Juli 1812 in Teplitz verfasste. Die Identität der Geliebten ist in der Fachwelt bis heute umstritten. Seit 1880 befindet sich der Brief im Besitz der Berliner Staatsbibliothek.
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