Wien, 8. März 1839. Ludwig Johann Beethoven, Ludwig van Beethovens Großneffe, wird geboren. Er kommt als Erwachsener mit dem Gesetz in Konflikt, wird von der Polizei als Hochstapler gesucht. Um nicht auf seinen berühmten Großonkel angesprochen werden zu müssen, nannte er sich auch "Baron von Beethoven" oder Louis van Hoven.
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Beethovens Grossneffe setzt sich auf seiner Flucht nach Amerika ab
Ludwig Johann Beethoven ist ein Sohn des missratenen Neffen Karl. Bei der Taufe hat man ihm die Vornamen der beiden Großonkel gegeben: Ludwig nach dem Komponisten und Johann nach dessen Bruder, dem Apotheker. Nach seiner Hochzeit haben die Verwandten seiner Frau dem Paar ein aufwändiges Leben finanziert. Und als sie Ende 1868 nach München ziehen, machen sie weiter, so wie sie es von Wien gewöhnt sind – feudal und ohne Einkommen. "Baron von Beethoven" nennt er sich jetzt. Er wohnt in der Stadt und auf dem Land, pumpt die Crème de la Crème an und zahlt nichts zurück. Sogar der König geht ihm auf den Leim und spendiert ihm über 1.000 Gulden aus der Kabinettskasse. Nach drei Jahren ist das Spiel zu Ende.
Der Haftbefehl kann gegen die beiden allerdings nicht vollstreckt werden. Denn das Paar hat sich – Schlimmes befürchtend – bereits ein Jahr vor ihrer Verurteilung per Schiff nach Amerika abgesetzt, wo es mehr und auch bessere Möglichkeiten hat als in der Alten Welt. Maria van Beethoven geht als Pianistin auf große Konzertreise, Ludwig ist ihr Impresario. Und dann macht er tatsächlich selbst ein Geschäft auf. Dort hat er festgestellt, dass es eine Sache, die in Europa ganz selbstverständlich ist, in der Neuen Welt nicht gibt: Männer in schmucker Uniform, die vor Bahnhöfen und Hotels ihre Dienste anbieten. Sie erledigen Botengänge, befördern Koffer und bringen schönen Damen die Blumen der Kavaliere in die Wohnung. Ludwig Johann van Beethoven zieht schließlich ein Dienstmann-Unternehmen nach dem anderen auf: erst in Chicago, dann in anderen Städten. Die Firma floriert, und der Familie geht es gut.
Bloß diesen verräterischen Namen, den hat Ludwig Johann van Beethoven vor der Geschäftsgründung schnell noch abgelegt. Oben auf dem Briefpapier prangt jetzt sein neuer Name: "Louis van Hoven". Stünde da "Beethoven", hat er in einem Brief nach Hause erklärt, dann wäre er "im günstigsten Falle aus dem Beantworten lästiger Fragen niemals herausgekommen". Von ungünstigeren Fällen, zum Beispiel einem Münchner Haftbefehl, spricht er nicht.
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Sendung: "Allegro" am 8. März 2021 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK