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Erste Mädchenband in Benin Musik gegen Unterdrückung und Tabus

Nigeria im Osten, Togo im Westen: Das französischsprachige Land Benin ist beliebt für Safaris und gilt als Wiege der Voodoo-Religion. Seit vier Jahren gibt es in Benin erstmals eine Mädchenband, die "Star Feminine Band". Die Mädchen wollen ihren Landsfrauen musikalisch Mut machen.

Bildquelle: JB Guillot

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Frauen, die Musikinstrumente spielen? Das ist nach westafrikanischer Tradition ein Tabu. Singen und tanzen dürfen sie, Instrumente aber sind den Männern vorbehalten. Eigentlich. In Natitingou, einer Kleinstadt mit 35.000 Einwohnern im Norden des westafrikanischen Landes Benin, hat der Musiklehrer Andre Baleguemon ein außergewöhnliches Projekt ins Leben gerufen: die "Star Feminine Band", eine Musikgruppe für Mädchen zwischen elf und siebzehn Jahren.

Im Norden von Benin werden Frauen an den Rand der Gesellschaft gedrängt.
Andre Baleguemon, Musiklehrer in Benin

Jungen Frauen eine starke Stimme geben

Ziel des Band-Projekts: Baleguemon möchte jungen Frauen in Westafrika eine Stimme geben. "Im Norden von Benin gehen Männer mit Frauen ohne Respekt und Rücksicht um", erzählt er. "Sie drängen sie an den Rand der Gesellschaft. Deshalb brauchen Frauen hier unbedingt die Möglichkeit, sich frei zu äußern."

Am Anfang stand ein Musik-Workshop

Die 17-jährige Sandrine spielt Keyboard in der Star Feminine Band. | Bildquelle: JB Guillot Vor vier Jahren lernte Sandrine Keyboard spielen. Heute tourt sie mit ihrer Band durch das Land. | Bildquelle: JB Guillot Über das Lokalradio NANTO FM startete Andre Baleguemon im Juni 2016 einen Aufruf für einen Musik-Workshop nur für Mädchen. Der Musikpädagoge hatte sich für die Aktion extra das Einverständnis des Bürgermeisters eingeholt. Nach intensiven Musikstunden blieben sieben Musikerinnen mit dem nötigen Talent und Durchhaltevermögen übrig, darunter die 17-jährige Sandrine am Keyboard. "Am Anfang war das Spielen für mich mühsam", erinnert sich Sandrine, "aber inzwischen beherrsche ich mein Instrument gut."
Andre Baleguemon hat den Mädchen das Spielen von Keyboard, Schlagzeug und Gitarre beigebracht. Über die Musik will der Musiklehrer sie für ihre Rechte als Frauen sensibilisieren. Er komponiert, die Liedtexte entstehen gemeinsam in langen Diskussionen. "Oh Afrikanerin, erhebe dich, Beninerin wach auf, du kannst Präsidentin oder Premierministerin werden, dein Land braucht dich, die Welt steht dir offen", heißt es im Song "Femme Africaine".

Was die Mädchen erreicht haben, ist einzigartig.
George, Radiomoderator bei NANTO FM

Lieder gegen Unterdrückung und Verstümmelung

André Baleguemon und die Musikerinnen der Star Feminine Band posieren für ein Foto. | Bildquelle: JB Guillot Andre Baleguemon und die sieben Musikerinnen der "Star Feminine Band" setzen sich für Frauen- und Mädchenrechte ein. | Bildquelle: JB Guillot Die Mädchen tanzen und singen für Frauenrechte und Selbstbestimmung, gegen weibliche Genitalverstümmelung und Unterdrückung. Neben den musikalischen Fortschritten der Mädchenband hat Baleguemon noch ein weiteres Ziel: Er will die Familien davon überzeugen, wie wichtig es für die Mädchen ist, weiter in die Schule zu gehen. Denn sie sollen nicht in Gelegenheitsjobs als Straßenverkäuferinnen oder in die Heirat gezwungen werden.
Es war anfangs nicht leicht, Männer für das Projekt zu gewinnen und ihr Frauenbild infrage zu stellen, erzählt Baleguemon. Selbst der Radiomoderator George vom Lokalsender NANTO FM, der Baleguemons Aktion unterstützte, war zunächst skeptisch: "Bisher hatte keine einzige Initiative dieser Art in der Region Erfolg. Was Baleguemon mit den Mädchen erreicht hat, ist einzigartig."

Das große Engagement des Musiklehrers hat sich auf jeden Fall gelohnt: Mittlerweile hat die Star Feminine Band über 50 Konzerte in der Region gespielt, ihr Repertoire ausgebaut und ein Debüt-Album veröffentlicht. Eine Europatournee ist derzeit in Planung.

Sendung: "Leporello" am 10. November 2020 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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