Kaiserin Maria Theresia war eine der berühmtesten Habsburgerinnen. In ihren 40 Regierungsjahren setzte sie zahlreiche langlebige Reformen durch und prägte eine ganze Epoche, auch musikalisch - und das nicht nur, weil ihr der kleine Mozart frech auf den Schoß sprang. Zum 300. Geburtstag der Kaiserin gibt das Münchner Rundfunkorchester am Mittwoch ein Konzert - BR-KLASSIK überträgt live.
Bildquelle: wikimedia.commons
Bei den Habsburgern hatte Musik einen hohen Stellenwert und wurde dort intensiv gepflegt. In der kaiserlichen Familie wurde so gut wie jedes feierliche Ereignis musikalisch zelebriert, obwohl die Staatsfinanzen bedrohlich sanken. Das hinderte Maria Theresias Vater Karl VI. auch nicht daran, mehrmals im Jahr aufwendige Opernaufführungen zu veranstalten. Die Vorstellungen gingen vorerst weiter, bei denen auch seine beiden Töchter Maria Anna und Maria Theresia mitwirkten und vor einem ausgewählten Publikum auftraten. Maria Theresia sang gerne und genoss als Prinzessin eine fundierte musikalische Ausbildung. Historischen Berichten zufolge soll ihre Stimme "bezaubernd" geklungen haben. Die für sie komponierten Stücke zeugen von einer sicheren und ausdrucksstarken Stimme. Zu ihren Musiklehrern zählten unter anderem Gottlieb Muffat und Johann Adolf Hasse, der ihr auch zu ihrem fünften Geburtstag die Oper "Il Sesostrate" widmete.
Als Regentin sang sie später allerdings nicht mehr öffentlich. Ihre aktive Bühnenrolle musste sie - wie es sich für eine Kaiserin gehörte - gegen die passive, zuhörend-konsumierende Rolle tauschen. Maria Theresia sorgte aber weiterhin dafür, dass auch ihre Kinder die umfangreiche Musikausbildung, die bislang allen Habsburgern vergönnt gewesen war, genießen und Musik ausüben konnten. Unterstützt wurde sie dabei von ihrem Gatten Franz Stephan von Lothringen, der auch am Wiener Hof erzogen wurde und den die Liebe zur Musik mit Maria Theresia verband.
Mozart sitzt auf dem Schoß der Kaiserin | Bildquelle: picture alliance / Heritage Images Zeitgleich zur Regentschaft Maria Theresias entwickelten sich Haydn, Mozart und Gluck zu den bedeutendsten Komponisten ihrer Zeit. Zwar waren nicht alle am Hof angestellt, aber auf die eine oder andere Weise mit dem Hof Maria Theresias verbunden. Der sechsjährige Mozart sprang ihr bei einer Audienz auf den Schoß. Haydn musizierte vor ihr auf Schloss Esterháza. Inwieweit der Titel von Haydns Symphonie Nr. 48, "Maria Theresia" mit einem Besuch der Kaiserin auf Schloss Esterháza zusammenhängt, ist unklar. Überliefert ist jedoch Maria Theresias Aussagen: "In der Instrumentalmusik gibt es einen gewissen Haydn, der außergewöhnliche Ideen hat, aber das ist erst der Anfang." Und: "Wenn ich eine gute Oper hören will, komme ich nach Esterháza". Auch Glucks Arie "Che farò senza Euridice" aus seiner Oper "Orfeo ed Euridice" lockte Maria Theresia mehrfach ins Hoftheater, und Georg Christoph Wagenseil wurde von ihr mit dem Titel eines "Kaiserlichen Hofkompositors" geschmückt.
Der Wolferl ist der Kaiserin auf den Schoß gesprungen, hat sie um den Hals bekommen und rechtschaffen abgeküsst.
Johann Adolf Hasse stand im Dienste der Kaiserin und galt als ihr Lieblingskomponist. Sie selbst sagte einmal über ihn, er sei für sie "der erste, der die Musik angenehmer und leichter gemacht hat". Christoph Willibald Gluck stand auch im Dienst der Habsburger, machte es der Kaiserin klanglich aber nicht so leicht wie Hasse. Glucks Reformierung der musikdramatischen und lyrischen Formen war für Maria Theresias Ohren gewöhnungsbedürftig. Trotzdem prägten seine Opern das Musikgeschehen an den Höfen der Habsburger, vor allem sein "Orfeo ed Euridice".
Als es jedoch darum ging, eine neue Oper für die Hochzeit ihres Sohnes Erzherzog Leopolds mit Maria Ludovica von Spanien in Auftrag zu geben, griff die Kaiserin dann doch lieber auf den berechenbareren Hasse zurück, der zur damaligen Zeit jahrzehntelang der gefeierte Star der italienischen Oper war. Und der Wiener Hof galt als ein Zentrum der italienischen Oper, hier erklang reichlich Musik. Trotz der späteren Sparmaßnahmen und Reformen, die auch vor der Musik nicht Halt machten, bewahrte sich Maria Theresia ihren Sinn für Musik und Theater. Treu ihrem Bekenntnis "Spectacel müssen sein".
Nach dem Tod ihres Vaters Karl VI. im Jahr 1740 musste Maria Theresia bis in die 1760er Jahre mit leeren Kassen um ihr Erbe kämpfen. Mit eisernem Willen und der Fähigkeit, gewissenhafte Berater zu finden und politische Gegner auf Distanz zu halten, führte sie großangelegte Verwaltungsreformen durch. Sie setzte aufklärerische Impulse und schuf mit den Reformen das Fundament für Modernität und Konkurrenzfähigkeit ihres Landes.
1/11
Maria Theresia (1717-1780)
Bildquelle: wikimedia.commons
2/11
Bildquelle: wikimedia.commons
3/11
Bildquelle: wikimedia.commons
4/11
Bildquelle: wikimedia.commons
5/11
Bildquelle: wikimedia.commons
6/11
Bildquelle: wikimedia.commons
7/11
Bildquelle: wikimedia.commons
8/11
Bildquelle: wikimedia.commons
9/11
Bildquelle: wikimedia.commons
10/11
Bildquelle: picture-alliance/dpa
11/11
Bildquelle: wikimedia.commons
Für die Musik bedeuteten die Reformen, die wegen akuten Geldmangels nicht mehr hinausgezögert werden konnten, auch einen Wendepunkt; zudem distanzierte sich Maria Theresia als Regentin dabei zunehmend von allen Arten von "Vergnügungen". Die Aufgaben der Hofmusikkapelle wurden reduziert. Übrig blieben die Bereiche Kirchen- und Kammermusik, die sich zu den Hauptgattungen am Kaiserhof entwickelten. Der Theaterbereich wurde hingegen ausgegliedert. Früher boten die zahlreichen, vor allem auch kirchlichen Feste am Wiener Hof immer wieder Anlass zu musikalischen Veranstaltungen und Auftragswerken. Wie zur Hochzeit von Maria Theresia und Franz Stephan von Lothringen, für welche der Vizekapellmeister Antonio Caldara 1736 die Oper "Achille in Sciro" komponierte.
Das änderte sich. Reformbedingt büßte die Oper ihre frühere staatstragende Charakteristik ein: Der Herrscher stand nicht mehr im Zentrum eines Welt erklärenden Gesamtkunstwerks. Das hatte den Vorteil, dass die stilistische Weiterentwicklung der Musik nicht mehr vom Hof vorgegeben wurde. Aber obwohl im 18. und 19. Jahrhundert überwiegend der Adel und später das Bürgertum die Rolle die Förderer übernahmen und die musikgeschichtliche Entwicklung abseits der Höfe stattfand, übten diese noch lange eine enorme Anziehung auf Musiker und Künstler aus.
Mittwoch, 24. Mai 2017 um 19.30 Uhr
Münchner Rundfunkorchester
Prinzregententheater, München
Mitwirkende
Tara Erraught (Mezzosopran)
Elmar Spier (Posaune)
Peter Matić (Rezitation)
Leitung: Rinaldo Alessandrini
Auf dem Programm stehen Werke von Joseph Haydn, Christoph Willibald Gluck, Wolfgang Amadeus Mozart und Georg Christoph Wagenseil. BR-KLASSIK überträgt live.