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26. Februar 1901 - Verdis Leichnam wird überführt Ein opernhaftes Staatsbegräbnis

Mailand, 26. Februar 1901. Über 300.000 Trauernde warten auf einen Leichenzug zur Gruft der Casa di Riposo. Überführt wird der Leichnam eines der berühmtesten Komponisten Italiens: Giusppe Verdi.

Bildquelle: picture alliance/Mary Evans Picture Library

Was heute geschah zum Anhören

Dicht aneinander gedrängt warten die Trauernden auf den Leichenzug. Manche klettern sogar auf die Masten der Straßenlaternen. Alle wollen nur das eine: Einen letzten Blick auf ihr hochverehrtes Genie Giuseppe Verdi ergattern, genauer gesagt auf dessen Sarg. Die Ordnungskräfte können nur mit großer Mühe die Straßen freihalten.

Hunderttausendfache Trauer

Vom Cimitero Monumentale bis zur Piazza Michelangelo Buonarroti erweisen über 300.000 Menschen den exhumierten Leichnamen Giuseppe Verdis und seiner Frau Giuseppina die allerletzte Ehre. Das Paar wird in die Krypta der Casa di Riposo überführt, also in das von Verdi gestiftete Altenheim für Sänger und Musiker. Als die Kutsche anrollt, nehmen alle Männer ihre Hüte ab. Sehnsuchtsvoll und unendlich traurig singt die Menge jene heimliche Nationalhymne Italiens, die ihr Abgott fast 60 Jahre zuvor komponiert hat: den Gefangenenchor aus der Oper "Nabucco". Was für ein Melodram!

Bescheidene Grablegung

Verdi hätte ein solch opernhaftes Begräbnis kaum besser inszenieren können. Aber hat sich Verdi ein derart bombastisches Spektakel für die eigene Beerdigung gewünscht? Wahrscheinlich nicht. Er wollte seine Grablegung eher bescheiden. Und das war sie: Am 30. Januar, drei Tage nach Verdis Tod, fährt ein Leichenwagen dritter Klasse in Begleitung zweier Priester die sterblichen Überreste Verdis auf den Friedhof. Es gibt weder Musik, noch Ansprachen. Damit wurde Verdis letzter Wille respektiert.

Ein epochales Staatsbegräbnis

Einem üppigen Staatsbegräbnis stand hingegen nichts im Wege: Arturo Toscanini dirigiert, als Verdi an diesem Februartag zum zweiten Mal bestattet wird. Erst erklingt der Gefangenenchor aus "Nabucco" mit 850 Sängerinnen und Sängern, plus einem Orchester. Danach, aus dem Inneren der Casa di Riposo direkt an Verdis Gruft, das Miserere aus "Il Trovatore".
Ein Staatsbegräbnis von vergleichbarem Ausmaß gab es in Mailand ein weiteres Mal, als Arturo Toscanini 1957 starb. Aus diesem Anlass haben ebenfalls Hunderttausende die Straßen gesäumt und den Gefangenenchor aus "Nabucco" gesungen.

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