Vielleicht stand Richard Wagner ja mit einer Margerite in seinem Garten und zupfte die Blütenblätter ab: "Er kommt…er kommt nicht, er kommt, er kommt nicht….er kommt….nicht…". Er – das ist kein geringerer als König Ludwig II. von Bayern. Musikliebhaber, Visionär, Wagners Goldesel. Und ein bisschen König ist er auch noch, deshalb etepetete. Aus diesem Grund mag er Wagner keine definitive Zusage geben, ob er denn nun zu Wagners "Ring des Nibelungen" reist oder nicht.
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Ums kurz zu machen: Ludwig kommt zur Generalprobe der allerersten Bayreuther Festspiele. Aber wie! Richard Wagner wartet im Mondschein nahe der Rollwenzelei, einem Gasthof vor den Toren der Stadt. Es geht ihm nicht gut: "Kopfschmerzen, immerzu Kopfschmerzen. Ich kann die Feder gar nicht führen. Montag war ich in der Proben es gefiel mir gar nicht und ich mußte raus!"
Plötzlich vernimmt er ein Geräusch, das sich in gleichmäßigem Rhythmus nähert. Um kurz nach Mitternacht trifft der majestätische Zug ein, mit drei Salonwagen, einem Dienerwaggon und dem Gepäckwaggon. Wagner drückt Ludwig zur Begrüßung die Hand, sie steigen in eine Equipage und fahren, geleitet von einem Reiter mit Windlicht, in Richtung Eremitage.
Klammheimlich schleicht sich der König nun Abend für Abend in die Generalprobe. Ob ihm der "Ring" gefällt? Das wüsste Wagner nur zu gerne und klebt an der königlichen Gestik und Mimik. Aber Ludwig thront in seiner Königsloge wie versteinert. Und weil seine Majestät allen das Applaudieren verboten hat, fällt sogar dieses "Stimmungsbarometer" weg.
Sie sind ein Gottmensch, der wahre Künstler von Gottes Gnaden.
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Wagner: Die Walküre, WWV 86B / Act 3 - Feuerzauber
Allerdings, so erzählt man sich, sei der König nach der Walküre im Park spazieren gewesen und habe Melodien aus der Probe nachgesungen. Wagner fällt ein Stein vom Herzen. Und erleichtert zu hüpfen beginnt es, als Wagner ein paar Tage nach der Abreise des Königs, von seinem Gast einen Brief erhält: "Sie sind ein Gottmensch, der wahre Künstler von Gottes Gnaden, der das heilige Feuer vom Himmel auf die Erde brachte, um sie zu läutern, zu beseligen, zu erlösen. Der Gottmensch, der in Wahrheit nicht fehlen und irren kann!"
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Sendung: "Allegro" am 06. August 2021 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK