Wien, den 12. Februar 1797. Es war der Tag, an dem der österreichische Kaiser Franz II. seinen neunundzwanzigsten Geburtstag feierte, ein Jubiläum, das in Wien mit einer besonderen musikalischen Überraschung begangen werden sollte. In allen Theatern der Donaumetropole wurde den Zuschauern ein Zettel in die Hand gedrückt, auf dem sich ein Lied Joseph Haydns befand, dessen Text der Dichter Franz Joseph Haschka verfasst hatte.
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Die Sendung zum Anhören
Das kaiserliche Geburtstagskind selbst wollte den Festtag im Burgtheater ausklingen lassen, wo eine Oper von Dittersdorf auf dem Programm stand. Als der Monarch seine Loge betrat, erhob sich das Publikum und stimmte aus voller Kehle die Hymne auf dem Notenblatt an: "Gott erhalte Franz den Kaiser". Ein "Hit" war geboren, denn von diesem Moment an war Joseph Haydns Melodie – im wahrsten Sinn des Wortes – in aller Munde.
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Österreichische Kaiserhymne
Der Siegeszug der "Kaiserhymne" war weitaus weniger ein künstlerischer als vielmehr ein propagandistischer Coup, denn hinter der Kampagne stand ein einflussreicher Hofbeamter, der als restaurativer Hardliner die Habsburger Monarchie mit allen Mitteln gegen die Ideen der französischen Revolution zu verteidigen versuchte. Sein Name: Franz Joseph Graf Saurau. 1795 hatte Saurau zahlreichen Wiener Demokraten den Schauprozess gemacht, die meisten zu langjährigen Haftstrafen verurteilt und einige sogar hinrichten lassen. Jetzt wollte der Adlige Haydns Fähigkeiten nutzen, um aufrührerischen Slogans wie "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" eine Hymne entgegen zu setzten, die genauso eingängig und staatstragend sein sollte, wie das englische "God save the King".
Der Erfolg sollte Saurau Recht geben: Kaiser Franz war von den Huldigungsbezeugungen seiner Untertanen genauso angetan wie von Haydns Thema, denn immerhin belohnte er den Komponisten mit einer goldenen Dose.
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