13. Mai 2019: Monterey County, California: Doris Day stirbt. Blond, freundlich, wohlerzogen: So erschien sie in Filmen mit Kollege Rock Hudson. Sehr wohlklingend präsentierte sie sich, wenn sie Lieder wie "Que sera" sang. Eine "Sauberfrau" nannten hämische Kritiker sie. Doch das wird dem komplexen Leben dieses amerikanischen Stars nicht gerecht.
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Eine Stimme, die man sofort wiedererkennt, wenn man sie einmal gehört hat. Samtig klang sie. Und sie hatte Schmelz. Das war ein Sound, der in den 1940er und -50er Jahren auf Anhieb gute Laune verbreiten konnte – mit Songs wie dem von ihr berühmt gemachten Evergreen "Sentimental Journey", der Anfang 1945 veröffentlicht und für amerikanische Soldaten im Zweiten Weltkrieg zur Sehnsuchtsmelodie für die Rückkehr in die Heimat wurde.
Der Klang dieser Stimme gehörte zu einer 1922 in Cincinnati, Ohio, geborenen blonden Amerikanerin mit dem schönen Namen: Doris Mary Ann Kappelhoff. Den konnte die Enkelin deutscher Einwanderer im Showgeschäft nicht behalten. Weg mit den vielen Silben! Und so wurde – weil die junge Frau ein Lied namens "Day by Day" so schön sang – aus Doris Mary Ann Kappelhoff: Doris Day. Sie hatte früh zwei Nummer-1-Hits – neben "Sentimental Journey" auch "My Dreams Are Getting Better All The Time". Dann entdeckte das Kino sie. Ein Hitchcock-Film, "Der Mann, der zuviel wusste" von 1956, bescherte Doris Day eine weitere Kennmelodie: den Schlager "Que sera, sera", in dem eine Frau in der Kindheit, in der Jugend und im Erwachsenenalter die Frage nach der Zukunft stellt. Die Antwort heißt jedes Mal: "Was sein wird, wird sein".
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Doris Day - Que Sera Sera
Internationale Film-Kassenschlager landete die Sängerin und Schauspielerin mit lieblichen Film-Komödien an der Seite von Traumpartner Rock Hudson – "Bettgeflüster" (1959), "Ein Pyjama für zwei" (1961) und "Schick mir keine Blumen" (1964). Leichtgewichtige Streifen wie diese mit steter Heile-Welt-Botschaft und züchtigen Liebesszenen in duftigen Farben verengten aber auch das öffentliche Bild Doris Days: Als trostlos sittsame Sauberfrau kritisierte man sie bald, gar als "älteste Jungfrau der Welt". Einen Imagewechsel verpasste sie, als sie die Rolle der verführerischen Mrs. Robinson in dem Film "Die Reifeprüfung" (1967) ablehnte. Mitte der 70er-Jahre zog sie sich zurück, betätigte sich viel als Tierschutz-Aktivistin. Seit Ende der Achtziger betrieb sie ein kleines Hotel in Carmel-by-the-Sea.
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Doris Day - Dream A Little Dream of Me
Eine Unterschätzte! Das allzu harmlose Bild verstellte vielen den Blick auf die Ernsthaftigkeit einer Künstlerin. Sie sang: traumhaft, geschult am Vorbild Ella Fitzgerald, das die Tochter eines Chorleiters und Musiklehrers in ihrer Jugend unablässig anhörte. Über 650 Songs nahm Doris Day auf, konnte einer Big Band gut Paroli bieten – was eine hohe Kunst ist und so harmlos gar nicht klingt. Filme wie "Tyrannische Liebe" (1955) zeigen eine deutlich ernstere Facette von ihr. Viermal war sie verheiratet, vorzugsweise mit Musikern. Mit 92 Jahren kam sie mit einem Album aus früheren Aufnahmen noch einmal in die Hitparaden. Am 13. Mai 2019, knapp sechs Wochen nach ihrem 97. Geburtstag, starb "Carla Kappelhoff", wie sie sich in späten Jahren meist nur noch nannte – nach einem Leben, von dem die drei Silben des Namens "Doris Day" nur ein blasses Abbild geben.
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