Wien, 22. Juli 1870. So unbeschwert und glückstrunken er uns auch erscheinen mag, selbst der Wiener Walzer kennt tragische Geschichten. Eine davon von ist der mysteriöse Tod von Josef Strauss, der die Wiener Gesellschaft nicht nur schockierte, sondern auch zu Spekulationen anregte, in denen sich das Faktische und das Fantastische auf das Seltsamste vermischten.
Bildquelle: Wikimedia Commons
Was heute geschah – 22. Juli 1870
Mysteriöser Tod von Josef Strauss
Der Anfang vom ungeklärten Ende war eine Konzertreise. Josef, der jüngere Bruder von Johann Strauss (Sohn), hatte ursprünglich Architektur studiert und war erst spät Teil des musikalischen Familienunternehmens geworden. Im Mai 1870 war Josef mit dem europaweit gefeierten Strauss-Orchester nach Polen aufgebrochen. Organisatorische Schwierigkeiten hatten das Gastspiel jedoch zu einem Alptraum werden lassen. Gesundheitlich angeschlagen und psychisch belastet, kollabierte Josef Strauss am 1. Juli in Warschau während eines Konzerts auf der Bühne. Die Familie brachte den Bewusstlosen zurück nach Wien, wo er am 22. Juli 1870, kurz vor seinem 43. Geburtstag, starb.
YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.
Flattergeister, Walzer, Op. 62 - Josef Strauss
"Blutzersetzung" lautete die amtliche Todesursache, der viele Wiener jedoch bald misstrauten. Gerüchte meldeten sich zu Wort, zum Beispiel: Josef Strauss sei von betrunkenen russischen Soldaten misshandelt worden. Neben unbegründeten Verdächtigungen machten berechtigte Fragen die Runde: War beim Tod des populären Musikers wirklich alles mit rechten Dingen zugegangen? Warum, um alles in der Welt, verweigerte die Witwe eine Autopsie? Und was ist mit dem "großen Werk", an dem Josef Strauss eigenen Aussagen zufolge kurz vor seinem Tod noch komponiert hatte?
Das rätselhafte "große Werk" ist bis heute verschollen. So hinterließ uns Josef Strauss nicht nur 300 Walzer, Polkas und Mazurken – sondern auch Todesumstände, die immer noch im Dunkeln liegen.
Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.
Sendung: "Allegro" am 22. Juli 2021 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK