Wuppertal, 30. Juni 2009: Die Tänzerin und Choreografin Pina Bausch stirbt. Sie hat in ihrer Arbeit Klischees über den Haufen geworfen und Standards neu definiert. Das hat ihr zu Lebzeiten nicht nur Freunde verschafft. Heute besteht über die epochale Bedeutung Pina Bauschs – nicht nur für die Tanzszene in Deutschland – kein Zweifel mehr.
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"Mein künstlerisches Mittel ist der Körper und seine Bewegung, der Tanz – und alles, was hilft, besser auszudrücken, was mich bewegt. Ich bin mit meinen Tänzern einen langen Weg gegangen. Täglich sind wir dabei in aller Offenheit auf Entdeckungsreise gegangen – zu uns selbst und zur Welt um uns herum." So definierte Pina Bausch ihre Arbeit. Abrupt wird die Entdeckungsreise von der sie sprach, 2009 gestoppt, als die Ikone des Tanztheaters mit 68 Jahren völlig überraschend stirbt – ein Schock für die Tanzwelt.
Geboren wird Pina Bausch 1940 mitten im Krieg als Gastwirtstochter in Solingen. Schon als Kind bekommt sie Ballettunterricht, an der Essener Folkwangschule studiert sie beim Tanz-Pionier Kurt Jooss. In den USA lernt sie den Modern Dance kennen, tanzt sogar an der New Yorker Met. Als Wuppertaler Ballettdirektorin gründet Pina Bausch 1973 das Tanztheater Wuppertal. Sie entwickelt mit der Truppe ihren unverwechselbaren Stilmix aus Tanz, Schauspiel, Revue und Slapstick. Und wirft damit das klassische Ballett über den Haufen.
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Pina Bausch Le Sacre du Printemps/The Rite of Spring /Tavaszi áldozat 1978
Ein früher Meilenstein auf dem Weg vom Ausdruckstanz zum Tanztheater wird ihr Stück "Frühlingsopfer" – mit dem Kampf der Geschlechter findet sie ihr Lebensthema. Bei Pina Bausch tragen die Männer schon mal Tutus, sie streiten und albern mit den divenhaften Frauen herum. Paarbeziehungen, Alltagssituationen, Kindheitserinnerungen, Ängste und Sehnsüchte – all das hat Pina Bausch zu Musik-Collagen aus Klassik und Jazz, Unterhaltungs- und Weltmusik choreografiert. Das rief anfangs heftige Zuschauerproteste hervor – bis es Kult wurde. Getragen wurde das Tanztheater der Pina Bausch von der Individualität ihrer Tänzer abseits des gängigen Schönheitsideals – sie haben der Kompanie ihr unverwechselbares Gesicht gegeben. Wie sagte die große Choreographin? "Jeder einzelne Mensch ist anders – nicht nur in seinen ganzen Qualitäten, in seinem Charakter. Sondern auch, ob er klein oder groß ist, dick oder dünn, jung oder alt. Also ich mag es wahnsinnig gern, viele Dinge zusammenzubringen."
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