Neapel, 30. Juli 1837. Der Komponist Gaetano Donizetti verliert seine Ehefrau. Wie viele Schicksalsschläge kann eine Seele verkraften? Donizetti ist außer sich vor Schmerz. Er will sich in seinem Schlafzimmer einschließen, die Vorhänge zuziehen und sich im Bett verkriechen, am besten für immer. Warum ausgerechnet Virginia? Warum!?
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Virginia, seine schöne, junge Frau mit der lieblichen Gesangsstimme. Tochter aus dem angesehenen römischen Haus Vaselli. Hals über Kopf hat er sich damals in sie verliebt, und sie sich in ihn. "Virginia ist viel zu gut für mich", schwärmt der Komponist. "Eine Dame, und so wohlerzogen. Sie macht nicht von sich reden. Sie schätzt mich und sie liebt mich, ganz gleich, ob ich bei ihr bin oder in der Ferne."
Wie hätte er bei der glücklichen Hochzeit denn auch ahnen können, welche Zukunft ihnen bevorstand! Dass ihr erstes Kind viel zu früh auf die Welt kommen würde. Filippo Francesco, fehlgebildet, zu klein und zu schwach für das Leben. Das Leid in Virginias Augen wird Donizetti nie vergessen. Dann die Hoffnung: Virginia ist wieder schwanger. Aber ihr kleines Mädchen wird tot geboren. Fast zeitgleich sterben Donizettis Eltern in Bergamo. Und ein Jahr später muss er wieder ein Baby zu Grabe tragen, sein drittes Kind. Virginia ist ausgelaugt von Schwangerschaft und Geburt. Bleich und still liegt sie in ihrem Bett. Sie kann nicht mehr ankämpfen gegen die Cholera. Sie ist noch nicht einmal 30 Jahre alt.
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Donizetti, Una furtiva lagrima (Lawrence Brownlee)
Donizetti kann es nicht richtig begreifen. Verzweifelt schreibt er an Virginias Bruder Antonio, seinen besten Freund: "Mein Toto, ich werde für immer unglücklich sein. Wir sind so allein auf der Welt. Ohne Vater, ohne Mutter, ohne Frau, ohne Kinder – für wen arbeite ich denn noch? Für wen lebe ich noch? Ich habe alles, alles verloren!"
In Neapel kann Donizetti nicht mehr bleiben. Zu sehr erinnert ihn alles an Virginia, an ihre gemeinsamen Träume, die sich nie erfüllen werden. Ein Jahr nach Virginias Tod packt Donizetti die Koffer und reist nach Paris. Er arbeitet wie ein Besessener, schreibt eine Oper nach der nächsten. Bis ihn seine eigene Krankheit einholt und er 1848 seiner Ehefrau nachfolgt.
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